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Schweizer Familie

«Genetisch veränderte Zellen bekämpfen den Krebs»

«Genetisch veränderte Zellen bekämpfen den Krebs»

Interview Jeanne Fürst und Fabienne Eichelberger, 26. Juni 2025

(Symbolbild: iStock)

Die Therapie mit eigenen Blutkörperchen bietet für Krebskranke neue Chancen, wo herkömmliche Therapieformen versagen, erklärt Onkologe Dominik Schneidawind.


Dominik Schneidawind, wie funktioniert die CART- Zelltherapie?

Es handelt sich um eine Immuntherapie, die seit 2018 bei Krebserkrankungen zum Einsatz kommt und mit körpereigenen Abwehrzellen arbeitet. Da das Immunsystem den Krebs nicht bekämpfen kann, wird es optimiert. Das geschieht, indem wir den Patientinnen und Patienten bestimmte weisse Blutkörperchen – die T-Zellen – entnehmen und sie im Labor genetisch verändern, sodass sie Krebszellen erkennen und zerstören können. Diese umprogrammierten CART- Zellen werden den Betroffenen per Infusion wieder zugeführt.

Dominik Schneidawind, Leitender Arzt für Onkologie und Hämatologie, Unispital Zürich.

Wem hilft diese Therapie?
Menschen mit Lymphdrüsenund Knochenmarkkrebs sowie besonderen Formen der Leukämie. Derzeit wird sie bei jenen eingesetzt, die auf die klassische Chemotherapie nicht gut ansprachen oder einen Rückfall hatten.

Wie hoch sind die Erfolgschancen der CAR-T-Zelltherapie?
Bei Lymphdrüsenkrebs gehen wir von 40 bis 50 Prozent Heilung aus. Das klingt nach wenig, betrifft aber Patientinnen und Patienten mit aggressiver Erkrankung, die mit Standard- Therapie nicht geheilt werden konnten. Insofern ist die Therapie sehr vielversprechend.

Welche Nebenwirkungen hat die Therapie?
Durch das Vermehren der Zellen werden viele Botenstoffe freigesetzt, was zu einem Entzündungssturm führen kann. Der Körper reagiert darauf wie auf einen schweren Infekt – mit Blutdruckabfall, Herzrasen und Atemnot. Auch Zittern, Sprachstörungen und Krampfanfälle sind möglich. Deshalb bleiben die Patientinnen und Patienten nach der Therapie einige Tage zur Überwachung im Spital.

Bei der CAR-T-Zelltherapie handelt es sich um sogenannte personalisierte Medizin. Was bedeutet das?
Die CAR-T-Zelltherapie ist personalisierte Medizin, weil ein Arzneimittel individuell für eine Patientin oder einen Patienten hergestellt wird und nur bei dieser Person eingesetzt werden kann.

Welche Chancen sehen Sie für die Zukunft?
Es wird daran gearbeitet, die Produktionszeit der CAR-TZellen zu verkürzen und Nebenwirkungen zu verringern. Künftig könnten T-Zellen sogar im Körper zu CAR-T-Zellen umgewandelt werden. Ziel ist auch, weitere Krebsarten zu behandeln – und es gibt Hinweise, dass die Therapie bei Autoimmunerkrankungen helfen könnte. ■

 

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