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Schweizer Familie

«Das HP-Virus ist oft Ursache von Rachentumoren»

«Das HP-Virus ist oft Ursache von Rachentumoren»

Interview Jeanne Fürst und Fabienne Eichelberger, 17. April 2025

(Symbolbild: iStock)

Oft deuten erst Metastasen auf Rachenkrebs hin. Die Tumore sind gut behandelbar, doch Nebenwirkungen sind häufig, sagt Hals-Nasen- Ohren-Arzt Jens Jakscha.

Jens Jakscha, mit welchen Symptomen machen sich Rachentumore bemerkbar?
Klassische Symptome sind Schluckschmerzen und ein Fremdkörpergefühl im Rachen. Oft treten jedoch erst Symptome auf, wenn sich bereits Metastasen in den Lymphknoten gebildet haben. Das zeigt sich mit Schwellungen am Hals.

Was sind die Ursachen für Rachentumore?
Früher waren hauptsächlich Menschen betroffen, die viel Alkohol tranken und rauchten. Seit einigen Jahrzehnten erkranken zunehmend auch Menschen an Rachenkrebs aufgrund einer HPV-Infektion. Das humane Papillomavirus – kurz HPV – wird durch Sexualkontakt übertragen, und fast jeder Mensch kommt irgendwann mit ihm in Kontakt. Bei einigen führt es zu einer symptomlosen chronischen Entzündung, aus der sich Jahre später Rachenkrebs entwickelt.

Lässt sich dem vorbeugen?
Ja, mit der HPV-Impfung, die im besten Fall vor dem ersten Geschlechtsverkehr gemacht wird. Leider wird die HPV-Impfung oft nur als Schutz vor Gebärmutterhalskrebs erwähnt. Sie ist aber auch die beste Prophylaxe für Rachentumore.

Jens Jakscha leitet das Zentrum für Kopf-, Hals und Augentumore am Unispital Basel.

Wie werden Rachentumore behandelt?
Kann der Tumor operativ entfernt werden, ohne dass grössere Einschränkungen beim Essen, Trinken und Sprechen entstehen, ist dies die bevorzugte Therapie. Dabei werden Tumor und Halslymphknoten entfernt. Bei fortgeschrittenem Tumorstadium folgt eine Sicherheitsbestrahlung. Ist der Tumor so ausgeprägt, dass eine Operation nicht möglich ist, setzen wir auf die kombinierte Radiochemotherapie: Der Tumor wird mit einer hohen Dosis bestrahlt, und die zusätzliche Chemotherapie macht die Krebszellen empfindlicher, damit sie besser auf die Bestrahlung reagieren.

Mit welchen Nebenwirkungen müssen Betroffene rechnen?
Das Bestrahlen führt zu Verbrennungen und Schluckschmerzen. Zudem leiden Betroffene an vorübergehendem Geschmacksverlust. Eine bleibende Nebenwirkung ist ein trockener Mund. Die Chemotherapie kann auch die Nieren belasten und die Hörnerven schädigen.

Wie hoch sind die Erfolgschancen der Behandlung?
Bei Tumoren im ersten und zweiten Stadium geht man davon aus, dass sie gut heilbar sind. Mittlerweile gelten auch Tumore in fortgeschritteneren Stadien als heilbar. Die Prognose ist besser, je früher behandelt wird.

 

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