«Über Mund und Haut treten Keime ein»

Interview Jeanne Fürst und Fabienne Eichelberger, 10. April 2025

(Symbolbild: iStock)

Eine Entzündung der Herzinnenhaut ist selten, kann aber tödlich sein. Kardiologe Frank Salzer sagt, wie Risikopatienten vorbeugen können und was dagegen unternommen werden kann.

Frank Salzer, wie kommt es zu einer Endokarditis?
Eine Endokarditis ist eine Entzündung der Herzinnenhaut. Sie entsteht, wenn sich Bakterien oder Pilze auf den Herzklappen ablagern. Diese sind mit einer sehr dünnen Hautschicht überzogen und schlecht durchblutet. Unser Immunsystem hat Mühe, die Erreger dort zu finden, wodurch sie sich vermehren und das Gewebe zerstören können.

Wer ist gefährdet, an einer Endokarditis zu erkranken?
Jeder Mensch kann daran erkranken, wenn das Immunsystem geschwächt ist und Keime nicht bekämpfen kann. Besonders gefährdet sind Menschen, die bereits einen Schaden an den Herzklappen oder angeborene Herzfehler haben.

Frank Salzer ist Facharzt für Kardiologie an den Kliniken Hirslanden und Bethanien und in seiner Praxis.

Wie verbreitet ist die Herzinnenhautentzündung?
Sehr selten. In Europa sind pro 100 000 Personen 5 bis 10 Menschen betroffen. In Ländern mit schlechteren Hygieneverhältnissen sind es rund 10 bis 20 Menschen von 100 000.

Kann man der Erkrankung vorbeugen?
Menschen in Risikogruppen – etwa nach Endokarditis oder einer Herzklappen-Operation – sollten auf Mundhygiene achten und vor chirurgischen Eingriffen im Mund-Kiefer-Bereich vorbeugend ein Antibiotikum einnehmen. Der Mund-Kiefer- Bereich ist oft Eintrittspforte für Keime, die von dort in die Blutbahnen gelangen. Auch über Hautwunden ist das möglich. Deshalb sollten diese gut desinfiziert und abgedeckt werden.

Welche Symptome deuten auf eine Endokarditis hin?
Leider gibt es keine klaren Symptome oder Laborwerte. In der Regel löst die Endokarditis Symptome wie Fieber und Müdigkeit aus, die bei diversen Krankheiten auftreten. Deshalb wird sie oft erst diagnostiziert, wenn bereits Komplikationen auftreten.

Wie gefährlich ist die Endokarditis?
Unbehandelt führt sie zum Tod. Bei rechtzeitiger Behandlung überleben 80 Prozent der Betroffenen.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Zuerst eine antibiotische Infusion. Hat das Herz bereits Schaden genommen, ist oft ein chirurgischer Eingriff nötig, bei dem der Infektionsherd entfernt und die Herzklappe rekonstruiert oder ersetzt wird.

 

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