«Eine Fettleber wird oft nur zufällig entdeckt»

Interview Jeanne Fürst und Fabienne Eichelberger, 27. März 2025

(Symbolbild: iStock)

Etwa ein Viertel der Menschen in der Schweiz ist von einer Fettleber betroffen. Der Hepatologe Andreas Kremer nennt Zucker in der Nahrung als Hauptursache.

Andreas Kremer, wie macht sich eine Fettleber bemerkbar?
Eine erkrankte Leber zeigt lange keine Symptome. Sie macht sich erst bemerkbar, wenn sie bereits vernarbt ist. Eine Fettleber wird häufig nur durch Zufall entdeckt. Dabei ist sie weit verbreitet: Rund zwei Millionen Menschen in der Schweiz haben eine Fettleber – und es werden immer mehr.

Weshalb?
Weil viel mehr Menschen übergewichtig sind. Wir bewegen uns zu wenig, essen und trinken zu viel. Wir konsumieren heute jährlich rund 50 Kilogramm mehr Zucker als noch vor 150 Jahren – oft, ohne dies zu bemerken, da er nicht nur in Süssigkeiten steckt, sondern auch in vielen Fertigprodukten wie etwa Salatsaucen.

Andreas Kremer ist Leiter der Hepatologie des Universitätsspitals Zürich.

Ist Übergewicht der einzige Risikofaktor für eine Fettleber?
Die klassischen Patientinnen und Patienten sind tatsächlich übergewichtig und haben eine Zuckererkrankung oder eine Stoffwechselstörung. Aber auch schlanke Menschen können aufgrund einer zuckerhaltigen Ernährung oder anderer Krankheiten eine Fettleber entwickeln. Zudem begünstigt häufiger Alkoholkonsum das Entstehen einer Fettleber.

Wann spricht man von einer Fettleber? Wenn die Leber zu mehr als fünf Prozent aus Fett besteht. Bei rund 80 Prozent der Betroffenen führt das zu keinerlei Problemen. Bei 10 bis 20 Prozent entzündet sich die Leber jedoch. Bleibt die Entzündung länger bestehen, kann sie zu Vernarbungen führen, die eine Leberzirrhose oder Leberkrebs verursachen können.

Wie sollte man einer Fettleber vorbeugen?
Wichtig ist, den Zuckerkonsum gering zu halten und auf faserhaltige Nahrungsmittel wie Vollkornprodukte zu setzen. Sie sorgen dafür, dass Zucker langsamer ins Blut gelangt. Zudem gilt: Obst essen ist gut, Obst trinken ist schlecht. In Säften und Smoothies ist der Anteil von für die Leber schädlichem Fruchtzucker sehr hoch. Empfehlenswert ist Intervallfasten, da gespeichertes Fett abgebaut wird, wenn man mehrere Stunden keine Nahrung zu sich nimmt.

Kann sich eine Fettleber zurückbilden?
Ja, sogar vollständig. Sobald man sein Körpergewicht um fünf Prozent reduziert, beginnt die Fettleber, sich zurückzubilden. Nimmt man über zehn Prozent ab, können sich sogar Vernarbungen zurückbilden.

 

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