Interview Jeanne Fürst und Fabienne Eichelberger, 6. März 2025

Fast ein Viertel der Menschen in der Schweiz leidet an Allergien. Der Experte Thomas Hauser sagt, warum die Zahl steigt und welche Behandlungen helfen.
Thomas Hauser, warum leiden immer mehr Menschen an Allergien?
Unter anderem, weil wir als Fötus und Säugling einer geringeren Vielfalt von biologischen Fremdstoffen ausgesetzt sind. Dadurch wird das Immunsystem auf andere Weise trainiert als früher. Ausserdem kann die Funktion der Haut als Schutzbarriere gestört sein, wodurch Fremdstoffe eindringen und zu Allergien führen. Ekzeme sollten deshalb schon bei Kleinkindern behandelt werden. Zudem soll dem Säugling bereits ab vier Monaten vielfältige Nahrung gegeben werden.
Wie erkennt man, welche Stoffe eine allergische Reaktion auslösen?
Zuerst wird in einem Gespräch eruiert, wann der Körper auf welche Dinge reagiert. So gelangt die Fachperson zu einer Hypothese über die Ursachen. Anschliessend werden die möglichen Allergene in die oberste Hautschicht eingeritzt. Entsteht eine Quaddel, deutet das auf eine allergische Reaktion hin. Weiter werden Antikörper des Typs Immunglobulin E (IgE) gemessen. Befinden sich solche im Blut, kann die Allergie gemeinsam mit dem Hauttest bestätigt werden. Sinnlos ist das Messen von Antikörpern des Typs Immunglobulin G (IgG).

Weshalb erwähnen Sie das?
Weil solche Tests zum Bestimmen einer Nahrungsmittel-Allergie für viel Geld angeboten werden, aber nutzlos sind. Dasselbe gilt für die Bioresonanz.
Was hilft, allergische Reaktionen zu vermeiden?
Bei Allergien auf Nahrungsmittel und Medikamente ist entscheidend, das Allergen zu vermeiden. Pollen hingegen kann man nicht ausweichen, aber allergische Reaktionen lassen sich hier mit einfachen Mitteln vermindern: Indem man zuhause sofort die Kleider wechselt und die Haare wäscht und nicht bei offenem Fenster schläft.
Welche medikamentösen Behandlungen gibt es?
Bei Heuschnupfen und Asthma wirken antientzündliche Medikamente wie zum Beispiel Kortisonsprays. Reichen diese nicht aus, kann ein Antihistaminikum helfen. Eine weitere Möglichkeit ist die Allergen-Immuntherapie.
Wie funktioniert sie?
Das Allergen wird dem Körper über mindestens drei Jahre in winzigen Mengen unter kontrollierten Bedingungen zugeführt. Das hat den Effekt, dass das Immunsystem lernt, auf das entsprechende Allergen nicht mehr allergisch zu reagieren. Diese Desensibilisierung wirkt vor allem bei Pollen-, Wespen- und Bienenallergien sehr gut.
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