«Wie lässt sich Morbus Bechterew behandeln?»

Interview Jeanne Fürst und Fabienne Eichelberger, 23. Januar 2025

(Symbolbild: iStock)

Die rheumatische Erkrankung Morbus Bechterew verläuft chronisch. Medikamente und Gymnastik helfen gegen das Fortschreiten, sagt der Rheumatologe Alexander Iseli.

Alexander Iseli, was ist Morbus Bechterew?
Eine chronische rheumatische Autoimmunerkrankung, welche die Wirbelsäule, die grösseren Gelenke und die Sehnenansätze befällt. Sie beginnt oft mit einer Entzündung im Gelenk zwischen Kreuzbein und Darmbeinschaufel. In einem fortgeschrittenen Stadium kann es zur Verknöcherung der Bänder und Wirbelgelenke und schliesslich zu einer Versteifung der Wirbelsäule kommen. Gelenke an Armen und Beinen können von der Entzündung zerstört werden.

Wie zeigt sich der Morbus Bechterew anfänglich?
Mit Rückenschmerzen, die einen entzündlichen Schmerzcharakter haben. Der Schmerz taucht vorwiegend nachts und in Ruhe auf. Beim Aufstehen fühlt sich der Körper steif an, was sich mit Bewegung bessert.

Alexander Iseli ist Facharzt für Rheumatologie in der Praxis Rheumaliestal.

Wie viele Menschen in der Schweiz sind betroffen?
Schätzungsweise 80 000. Allerdings wissen nicht alle davon. Oft dauert es einige Jahre, bis die Diagnose gestellt wird. Zudem ist die Krankheit bei einigen Betroffenen so schwach ausgeprägt, dass sie ihre Rückenschmerzen nicht abklären lassen.

Im Grunde sollte man aber möglichst früh mit der Behandlung beginnen?
Genau: Je früher behandelt wird, desto besser ist die Langzeitprognose. Der Morbus Bechterew ist nicht heilbar, aber man kann das Fortschreiten aufhalten.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?
Einerseits die nichtmedikamentöse Therapie, die aus einer speziellen Bechterew-Gymnastik besteht, welche die Beweglichkeit der Wirbelsäule trainiert. Weiter werden entzündungshemmende Schmerzmittel verschrieben. Sprechen Betroffene nicht ausreichend darauf an, kommen Biologika zum Einsatz. Sie blockieren die Entzündungsbotenstoffe, sodass ihre Signale die Immunzellen nicht erreichen. Dadurch wird das Immunsystem gar nicht erst in Alarmbereitschaft versetzt und der Entzündungsprozess unterbrochen. Dank der Biologika hat sich die Prognose des Morbus Bechterew massiv verbessert.

Wer leidet typischerweise an Morbus Bechterew?
Die Ursache der Krankheit ist nicht abschliessend geklärt. Man weiss aber, dass die Genetik eine Rolle spielt. Lange Zeit ging man zudem davon aus, dass der Morbus Bechterew hauptsächlich Männer betrifft. Dem ist aber nicht so. Beide Geschlechter sind gleichermassen betroffen, und meist bricht die Krankheit zwischen dem 20. und dem 40. Lebensjahr aus.

 

Empfehlen Sie diesen Beitrag weiter: