Interview Jeanne Fürst und Fabienne Eichelberger, 16. Januar 2025

Schwindelanfälle sind beängstigend und unangenehm, aber meist harmlos. Wann man dennoch den Notruf wählen soll, sagt die Expertin Julia Dlugaiczyk.
Julia Dlugaiczyk, wann wird uns schwindelig?
Wenn das Zusammenspiel zwischen dem Gleichgewichtsorgan im Innenohr, den Augen und unseren Bewegungssensoren gestört ist. Sendet eine dieser drei Informationsquellen eine falsche Angabe ans Gehirn, kann dieses die Informationen nicht mehr zusammenfügen, und die Verbindungen zu den einzelnen Sinnesorganen werden gestört. Das führt unter anderem zum Empfinden, dass sich alles dreht, zu Seh- und Gleichgewichtsstörungen, Übelkeit und Angst. Schwindel ist also ein Symptom und keine Krankheit.
Häufig tritt gutartiger Lagerungsschwindel auf. Was ist das?
In unserem Gleichgewichtsorgan im Innenohr befinden sich Kalkkristalle, die auf einer Gelschicht liegen. Bei Menschen, die an Lagerungsschwindel leiden, sind diese in die Bogengänge des Gleichgewichtsorgans gefallen. Bei jeder Bewegung – etwa beim Drehen im Bett – kullern sie herum und lösen einen starken Drehschwindel aus.

Was hilft dagegen?
Sogenannte Befreiungsmanöver: Der Patient oder die Patientin wird so bewegt, dass die Kristalle wieder an die richtige Stelle gelangen. Die Erfolgsrate bei einer ersten Behandlung liegt bei 90 Prozent. Allerdings kann der Lagerungsschwindel zurückkommen: Die Rückfallrate beträgt in den ersten fünf Jahren 30 bis 50 Prozent.
Wie werden andere Formen von Schwindel behandelt?
Je nach Ursache mit einer Physiotherapie zur Stärkung des Gleichgewichts, mit Medikamenten, welche die Symptome während einer Attacke lindern oder der Prophylaxe dienen, weiter kann eine kognitive Verhaltenstherapie helfen, mit dem Schwindel besser umzugehen, und bei gewissen Formen helfen Operationen. Typischerweise, wenn sich in der knöchernen Hülle des Gleichgewichtsorgans ein Loch oder Riss befindet.
Wie sollten Betroffene bei einer Schwindelattacke reagieren?
Ruhe bewahren, sich hinlegen oder -setzen. Schwindel ist unangenehm und beängstigend, aber meist harmlos. Es gibt jedoch Alarmzeichen, bei denen man den Notruf 144 wählen sollte.
Welche sind das?
Der gefährlichste Auslöser von Schwindel ist ein Schlaganfall. Ein solcher könnte vorliegen, wenn zum heftigen Schwindel starke Kopfschmerzen, Sprach- und Schluckstörungen oder eine Gesichtslähmung auftreten. Dann gilt es, keine Zeit zu verlieren.