Interview Jeanne Fürst und Fabienne Eichelberger, 28. November 2024
Das Rehazentrum St. Gallen ist in unmittelbarer Nähe zum Spital. Davon profitieren die Patientinnen und Patienten sowie das Gesundheitswesen, sagt der Internist Daniel Büche.
Daniel Büche, wie hat sich die Rehabilitation in den letzten Jahren verändert?
Heute verbringen Patientinnen und Patienten viel weniger Zeit im Akutspital und treten schneller in ein Rehazentrum ein. Zudem wird intensiver rehabilitiert. Es finden mehr Therapieeinheiten statt, und man setzt verstärkt auf aktive Massnahmen. Eine Reha ist heute keine Kur mit Massagen und Sprudelbädern. Es wird trainiert, und die Betroffenen lernen, wie sie sich zu Hause Gutes tun können.
Sie arbeiten in einem der ersten spitalnahen Rehazentren der Schweiz. Welche Vorteile sehen Sie?
Patientinnen und Patienten können früher zu uns in die Rehabilitation verlegt und bei allfälligen Komplikationen rasch wieder ins Kantonsspital zurückverlegt oder von den entsprechenden Akutmedizinern direkt bei uns vor Ort behandelt werden. Wir bilden mit den Fachpersonen des Spitals ein Team und stimmen unsere Arbeitsprozesse ab. So ist es auch möglich, dass Betroffene die Zeit zwischen zwei Chemotherapien bei uns verbringen. Die Reha hilft ihnen, die Therapie besser zu vertragen. Sie verlieren weniger Muskelmasse, und das Risiko für Infektionen sinkt.
Und das Gesundheitswesen profitiert, weil Spitalbetten gespart werden?
Genau. Ein Tag in der Rehabilitation ist günstiger als einer im Akutspital. Das Gesundheitswesen spart Ressourcen, und die Patienten haben einen Nutzen davon – somit gewinnen alle.
Hat die spitalnahe Rehabilitation auch Nachteile?
Nein, aus meiner Sicht nicht.
Klassische Kurorte befinden sich oft in der Natur. Damit kann die spitalnahe Reha nicht punkten.
Das ist tatsächlich ein Wermutstropfen. Die Natur hat einen positiven Effekt auf die körperliche und die mentale Gesundheit. Will man nahe beim Spital sein, ist die Lage selten idyllisch. Aber wir haben zum Glück einen Park, in dem unsere Patientinnen und Patienten spazieren oder trainieren können.
Kann man vor einer OP zu einer schnelleren Regeneration beitragen?
Auf jeden Fall. Es hilft, möglichst fit in eine OP zu gehen. Erhält man etwa ein neues Kniegelenk, sollte man zuvor das andere Bein und die Arme trainieren. Das hat auch einen positiven Effekt auf das kranke Bein. Wichtig ist zudem der psychologische Faktor: Wer daran glaubt, dass die OP gut verlaufen wird, ist gelassener und dadurch widerstandsfähiger.