Interview Jeanne Fürst und Fabienne Eichelberger, 14. November 2024
Das Parkinson-Syndrom ist eine fortschreitende Nervenkrankheit. Aufhalten lässt sie sich bis jetzt nicht. Aber vielleicht bald schon verlangsamen, sagt der Neurologe Georg Kägi.
Georg Kägi, mit welchen Symptomen zeigt sich die Parkinsonkrankheit?
Das ist sehr individuell. Klassische Symptome sind Bewegungsverlangsamung, MuskelsteifigkeitundZittern. Allerdings kommt Letzteres nur bei 50 Prozent der Betroffenen vor. Weiter können unter anderem eine leisere Sprache, ein maskenhafter Gesichtsausdruck und eine gebückte Haltung auf Parkinson hindeuten. Frühsymptome, die jedoch nicht zwingend auf Parkinson hinweisen müssen, sind Depressionen, Schulter- und Armschmerzen, Verstopfungen sowie Schlafstörungen.
Ist die Ursache bekannt?
Nicht abschliessend. Aber man weiss, dass Parkinson durch eine Kombination aus genetischen Faktoren und Umwelteinflüssen wie etwa Pestiziden ausgelöst wird, die zu einem Untergang der Dopamin produzierenden Nervenzellen und somit zu einem Dopaminmangel führen. Da Dopamin ein wichtiger Botenstoff im Gehirn ist, führt der Mangel zu einer gestörten Kommunikation der Nervenzellen.
Wie wird Parkinson behandelt?
Medikamente gleichen den Dopaminmangel aus und lindern die Symptome. Bei einigen Erkrankten kommen auch ein Hirnschrittmacher oder eine Pumpe zum Einsatz.
Wie funktionieren diese?
Den Menschen, die sich für einen Hirnschrittmacher entscheiden, werden Elektroden ins Hirn implantiert. Sie hemmen überaktive Nervenzellen. Die Pumpe verabreicht die Medikamente über eine Sonde in den Darm oder unter die Haut. Das geschieht kontinuierlich, wodurch es zu weniger Wirkungsschwankungen kommt. Aufhalten kann man die Krankheit bis jetzt jedoch mit all diesen Methoden nicht.
Besteht Hoffnung, dass dies irgendwann gelingt?
Ja, unter anderem wird daran geforscht, ob Antikörper die Krankheit bremsen können. Diese Therapie wird bereits an Betroffenen getestet. Ich gehe davon aus, dass es in fünf bis zehn Jahren möglich sein könnte, Parkinson zu verlangsamen.
Wie wichtig ist die psychische Komponente bei Parkinson?
Ein Hirn, das zu wenig Dopamin erhält, neigt dazu, Depressionen zu entwickeln. Da die Medikamente den Dopaminmangel ausgleichen, sollten sie auch depressive Symptome lindern. Aber die Diagnose ist natürlich mit Ängsten verbunden. Es ist deshalb wichtig, dass sich Fachleute für ihre Patienten Zeit nehmen und offene Fragen klären. Unterstützung bietet zudem die Patientenorganisation Parkinson Schweiz. Mit der richtigen Therapie kann oft über viele Jahre eine gute Lebensqualität aufrechterhalten werden.