Interview Jeanne Fürst und Fabienne Eichelberger, 7. November 2024
Wenn ein Kind in einer Krise steckt, belastet das auch seine Eltern. Ein neues Programm vermittelt beiden Strategien, um den Alltag besser zu bewältigen, sagt Psychologin Christina Stadler.
Christina Stadler, wann sollten sich Eltern aufgrund des Verhaltens ihres Kindes Hilfe suchen?
Eltern sollten sich Unterstützung holen, wenn ein Kind oder sein Umfeld durch die bestehenden Verhaltensschwierigkeiten belastet ist. Beispielsweise, wenn der Kontakt zu Gleichaltrigen erschwert ist oder das Kind im Kindergarten oder in der Schule nicht partizipieren kann.
Sie bieten an den Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel ein neues Eltern-Kind-Programm an. Wer darf daran teilnehmen?
Es ist auf Familien mit Kindern im Alter von vier bis zehn Jahren ausgerichtet, in denen sowohl das Kind als auch ein Elternteil von psychischen Belastungen betroffen sind. Speziell ist, dass in unserem Programm der Elternteil und das Kind parallel behandelt werden – also nicht nur das Kind, sondern auch der Elternteil als Patientin oder Patient aufgenommen wird.
Mit welchen Herausforderungen kämpfen die teilnehmenden Kinder?
Wir behandeln Kinder mit unterschiedlichen Verhaltensproblemen. Oft ist die Emotionsregulation beeinträchtigt. Einige leiden unter Ängsten, Unruhe, Impulsivität oder Aggressivität. Aufgrund dieser Schwierigkeiten besteht das Risiko, dass sie wichtige Entwicklungsschritte nicht machen können oder auf Ablehnung stossen. Das ist für die Kinder wie auch für die Eltern belastend.
Wie wirkt sich das Verhalten der Kinder auf die Eltern aus?
Wir beobachten immer wieder, dass Eltern an ihrer Kompetenz zweifeln, was in einen elterlichen Burn-out münden kann. Besonders gravierend kann dies in Familien sein, in denen noch weitere Belastungsfaktoren vorhanden sind.
Was lernen die Eltern und Kinder bei Ihnen?
Ziel ist es, die Beziehung zwischen dem Elternteil und dem Kind zu stärken. Dazu lernt der Elternteil unter anderem, besser mit seinen eigenen Gefühlen umzugehen und dem Kind Grenzen zu setzen. In der Therapie mit dem Kind geht es zum einen um eine umfassende Abklärung, zum anderen um die Erarbeitung von Strategien zur Emotionsregulation und Förderung sozialer Kompetenzen, damit es sich angemessen in seinem Umfeld behaupten kann und notwendige Entwicklungsschritte gelingen. Das geschieht sowohl in Einzeltherapien als auch in einer Therapie für den Elternteil und das Kind zusammen. Gemeinsam üben sie, die Strategien einzusetzen und Probleme in der Eltern-Kind-Interaktion zu reduzieren.