«Wir zertrümmern Nierensteine schmerzfrei»

Interview Jeanne Fürst und Fabienne Eichelberger, 31. Oktober 2024

(Symbolbild: iStock)

Zehn Prozent der Schweizerinnen und Schweizer haben Nierensteine, ohne sie zu spüren. Manchmal führen sie jedoch zu Schmerzen. Der Urologe Etienne Xavier Keller sagt, was dagegen hilft.

Etienne Xavier Keller, wie entstehen Nierensteine?
Heutzutage handelt es sich bei Nierensteinen um eine Zivilisationskrankheit. Das Risiko dafür steigt bei einer sehr salz- und fleischhaltigen sowie gemüsearmen Ernährung und einer geringen Flüssigkeitszufuhr. Dadurch kann es zu kristallartigen AblagerungenindenHarnwegen oder im Nierenbecken kommen. Befinden sich zu viele Kristalle in zu wenig Urin, verklumpen sie und bilden einen Stein.

Wie machen sich Nierensteine bemerkbar?
Meist gar nicht. Zehn Prozent der Bevölkerung haben Nierensteine, wissen aber nichts davon. Oft bemerkt man die Steine erst, wenn sie von der Niere zur Blase wandern. Dann können sie im engen Harnleiter stecken bleiben. Das führt dazu, dass der Urin nicht mehr abfliesst und es zu einer extrem schmerzhaften Nierenkolik kommt.

Etienne Xavier Keller ist Oberarzt mit Fachverantwortung Nierensteine, Universitätsspital Zürich.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es dann?
Die meisten Betroffenen erhalten entzündungshemmende Medikamente. Oft helfen sie rasch, und die Menschen können wieder nach Hause. In den nächsten Tagen muss beobachtet werden, ob der Stein ausgeschieden wird.

Ist es gefährlich, wenn man Nierensteine nicht frühzeitig erkennt?
Nein, meist dauert es über zehn Jahre, bis ein Nierenstein so gross ist, dass er Probleme macht. Zudem werden 80 Prozent der Steine automatisch mit dem Urin ausgeschieden.

Was geschieht, wenn das nicht passiert?
Dann wird der Nierenstein häufig mittels einer hochauflösenden Kamera herausgeholt. Diese wird unter Narkose über die Harnwege eingeführt, um den Stein zu lokalisieren. Dann kann er mit einer feinen Zange oder einem Körbchen geborgen werden. Ist er zu gross, kommt ein moderner Laser zum Einsatz. Mit diesem wird auf den Stein geschossen, sodass er zerfällt.

Wann kommt die Stosswellentherapie zum Zug?
Vor allem dann, wenn jemand durch Zufall die Diagnose Nierenstein erhält und nicht mit dem Risiko leben möchte, dass der Stein jederzeit abgehen könnte. Wir empfehlen die Stosswellentherapie, wenn der Stein einen Durchmesser von 6 bis 9 Millimeter hat. Das ist ideal, um ihn präventiv von aussen mit Schallwellen zu zertrümmern, bevor eine Notfallsituation eintritt.

 

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