«Material und Technik haben sich start verbessert»

Interview Jeanne Fürst und Fabienne Eichelberger, 10. Oktober 2024

(Symbolbild: iStock)

Immer mehr Menschen erhalten ein künstliches Hüftgelenk. Meist verläuft der Eingriff problemlos. Wie ein solcher abläuft, sagt Hüftchirurg Armando Hoch.

Armando Hoch, das Einsetzen einer Hüftprothese ist ein Routineeingriff. Dennoch kann es zu Komplikationen kommen. Was sind die häufigsten?
Komplikationen sind sehr selten, aber vielfältig. Die häufigsten Probleme, die eine weitere Operation bedingen, sind eine Lockerung der Prothese, Infektionen, Knochenbrüche sowie das Ausrenken des künstlichen Gelenks.

Wie verlaufen solche Operationen?
Das hängt vom Problem ab. Die Hüfttotalprothese besteht aus vier Teilen: Aus dem im Oberschenkelknochen verankerten Stift, dem draufgesteckten Hüftgelenkkopf, der am Beckenknochen angebrachten Gelenkpfanne und einem Pfanneneinsatz, in dem sich der Gelenkkopf bewegt. Je nach Beschwerden können nur der Einsatz und der Gelenkkopf ausgetauscht werden. Dies hat eine kürzere Rehabilitationszeit zur Folge als der Ersatz von im Knochen verankerten Bestandteilen.

Armando Hoch ist Leitender Arzt Hüft- und Beckenchirurgie an der Universitätsklinik Balgrist.

Wann sollten Menschen mit Hüftprothesen eine Fachperson aufsuchen?
Wenn plötzlich neue Schmerzen auftreten. Die Betroffenen haben aber regelmässig Kontrolltermine – zu Beginn häufiger, danach im Abstand von mehreren Jahren. Selten erkennt man dort ein schleichendes Problem, das noch keine Beschwerden verursacht.

Sind die meisten Betroffenen nach der Operation schmerzfrei?
Wenige Monate nach dem Eingriff sind häufig noch Muskelschmerzen oder -verspannungen durch den Eingriff spürbar. Sie sollten jedoch stetig abnehmen. Tritt dies – wie in seltenen Fällen – nicht ein, bleiben wir in engem Kontakt und suchen die Ursache.

Wie lange funktioniert ein künstliches Hüftgelenk?
Das hängt davon ab, bei wem die Prothese eingesetzt wurde. Bei einer sehr jungen, aktiven Person oder jemandem mit Übergewicht ist das Risiko für eine Revision höher. In der Regel sollte eine Hüftprothese aber über 20 Jahre keine Probleme verursachen.

Welche Fortschritte wurden in den letzten Jahren beim Einsetzen von Hüftprothesen erzielt?
Diverse – deshalb sind Komplikationen immer seltener. Da bei den Implantaten mittlerweile neue Werkstoffe wie Keramik verwendet werden, entsteht weniger Verschleiss. Früher nutzte man Gelenkpartner aus Metall, was vermehrt zu Abrieb führte. Auch die Operationstechnik hat sich verbessert: Sie ist heute minimalinvasiv, die Muskulatur bleibt unangetastet, und es entstehen kleinere Narben.

 

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