Interview Jeanne Fürst und Fabienne Eichelberger, 13. Juni 2024
Die Krankheit Lungenfibrose hat viele Ursachen und ist unheilbar. Neue Forschungsansätze und Technologien machen aber Hoffnung, sagt die Pneumologin Manuela Funke-Chambour.
Manuela Funke-Chambour, was bedeutet die Krankheit Lungenfibrose?
Zwischen den Lungenbläschen und den Blutgefässen in der Lunge bildet sich überflüssiges Bindegewebe, und mit der Zeit kommt es zu Vernarbungen in der Lunge. Je nach Ursache bleibt der Zustand der Vernarbung stabil, oder die Vernarbung schreitet voran.
Welche Symptome treten bei Lungenfibrose auf?
Als Erstes spüren die Betroffenen oft, dass ihre Leistungsfähigkeit abnimmt. Viele leiden zudem unter Husten und Atemnot. Anfangs tritt die Atemnot bei Anstrengung auf, später auch im Ruhezustand. Dann ist die Krankheit weit fortgeschritten.
Welche Ursachen können zu einer Lungenfibrose führen?
Sehr viele verschiedene, da es über 200 unterschiedliche Formen der Lungenfibrose gibt. Mögliche Ursachen können unter anderem eine genetische Veranlagung, das Einatmen von Schadstoffen wie Tabakrauch, Abgasen oder Asbestfasern, ein Infekt oder Medikamente wie Chemotherapeutika sein. Weiter können rheumatische Erkrankungen dazu führen. Die Ursache lässt sich nicht immer eruieren. Dies wäre für die optimale Behandlung jedoch wichtig und ist deshalb immer unser Ziel.
Wie versucht man das zu erreichen?
Indem wir in einem interdisziplinären Team aus Fachexperten der Radiologie, Pathologie, Rheumatologie und Pneumologie zusammenarbeiten. Durch den direkten interdisziplinären Austausch kommen wir zu besseren und schnelleren Lösungen.
Wie lässt sich die Krankheit behandeln?
Das hängt von der Grunderkrankung ab. Handelt es sich etwa um eine rheumatische Erkrankung, kommen Immunsuppressiva zum Einsatz, um die Entzündung zu lindern. Zudem gibt es für alle fortschreitenden Lungenfibrosen Medikamente, die den Verlauf bremsen. Heilen können sie die Patientinnen und Patienten aber nicht. Doch genau daran forschen wir momentan.
Womit beschäftigen Sie sich konkret?
Wir wollen die Diagnostik und die Therapie verbessern. Oft ist es schwierig, festzustellen, ob es sich bei den Veränderungen in der Lunge um eine Entzündung oder eine Vernarbung handelt. Dieses Wissen ist für die Behandlung wichtig. Dazu analysieren wir diverse Daten aus der Radiologie, von Blutentnahmen und Gewebeproben und werten diese unter anderem mit künstlicher Intelligenz aus. Wir erhoffen uns, besser für jeden Mensch individuell sagen zu können, auf welches Medikament er optimal anspricht und wie die Krankheit verlaufen wird.