Interview Jeanne Fürst und Fabienne Eichelberger, 7. Juni 2024

Pro Jahr erhalten in der Schweiz 7400 Männer die Diagnose Prostatakrebs. Vorsorgeuntersuchungen sind ab 50 Jahren wichtig, sagt der Urologe Daniel Eberli.
Daniel Eberli, welche Symptome deuten auf Prostatakrebs hin?
Probleme beim Wasserlassen, Blut im Sperma oder Knochenschmerzen. Allerdings sind das nicht Warn-, sondern Spätzeichen. Die Symptome treten erst auf, wenn schon Metastasen gebildet wurden oder die Prostata stark vom Krebs durchsetzt ist. Prostatakrebs muss entdeckt werden, bevor Symptome auftreten. Deshalb sind Vorsorgeuntersuchungen wichtig.

Ab welchem Alter sollte man damit beginnen?
Ab 50. Und wenn bereits Verwandte an Prostatakrebs erkrankt sind, ab 45. Deutet nichts auf Prostatakrebs hin, kann man mit der nächsten Untersuchung fünf bis acht Jahre warten. Heutzutage ist kein Tastuntersuch im Enddarm mehr notwendig, sondern wir messen den sogenannten PSA-Wert im Blut und machen wenn nötig ein MRI.
Wer ist besonders gefährdet, an Prostatakrebs zu erkranken?
Männer mit einem direkten Verwandten mit Prostatakrebs haben ein dreimal so hohes Risiko, ebenfalls zu erkranken. Bei zwei direkten Verwandten ist das Risiko sogar um das Zehnfache erhöht. Trotzdem müssen diese Männer nicht vor 45 zum Vorsorgeuntersuch. Früher bricht die Krankheit meist nicht aus.
Welche Folgen kann Prostatakrebs haben?
Wird er nicht rechtzeitig behandelt, kann er zum Tod führen. Von den 7400 Männern, die in der Schweiz pro Jahr die Diagnose Prostatakrebs erhalten, sterben 1400. Allerdings hat die Sterblichkeit in den letzten Jahren deutlich abgenommen.
Wie wird behandelt?
Ist der Krebs mild, reicht es, den Patienten engmaschig zu kontrollieren. Das geschieht mit den erwähnten PSA-Tests, einem MRI und indem eine Gewebeprobe entnommen wird. In einem fortgeschritteneren Stadium gibt es diverse Möglichkeiten: Ist der Krebs gut lokalisiert, kann man den Krebs mittels Ultraschall wegbrennen. Bei aggressivem Prostatakrebs muss die Prostata operativ entfernt oder der Krebs durch Bestrahlung gezielt abgetötet werden.
Was schützt vor Prostatakrebs?
Da der Krebs meist familiär bedingt ist, gibt es kaum Möglichkeiten zur Prävention. Eine Studie besagt, dass viele Ejakulationen vor Prostatakrebs schützen. Sex könnte also helfen. Gut belegt ist ausserdem, dass Tomaten vor Prostatakrebs schützen. Sie enthalten ein Antioxidans (Lycopin), welches dafür sorgt, dass der Krebs weniger häufig ausbricht. Um den Effekt zu erzielen, reicht es, täglich ein Glas Tomatensaft oder einen Löffel Konzentrat zu sich zu nehmen.