«Frauen sind häufiger von einem Hallux betroffen»

Interview Jeanne Fürst und Fabienne Eichelberger, 9. Mai 2024

(Symbolbild: iStock)

Ein Hallux kann vererbt sein. Schränken die Schmerzen oder die Deformation ein, hilft eine Operation. Hallux-Schienen können ihn nicht heilen, sagt der Chirurg Stephan Wirth.

Stephan Wirth, was ist der Unterschied zwischen Hallux rigidus und Hallux valgus?
Bei einem Hallux rigidus ist der grosse Zeh versteift. In den meisten Fällen liegt ein Gelenkschaden mit Arthrose vor. Beim Hallux valgus handelt es sich um eine Gelenkfehlstellung. Der grosse Zeh zeigt nach aussen, wodurch es zu Druckstellen kommt. Diese Form ist häufiger als der Hallux rigidus. Spricht man im Alltag von einem Hallux, ist meist ein Hallux valgus gemeint.

Wann ist eine Operation nötig?
Wenn der Hallux schmerzt und einen einschränkt. Ist das nicht der Fall, kann man zuwarten. Handelt es sich um eine starke Fehlstellung, sollte man den Fuss zur Sicherheit einer Fachperson zeigen. In gewissen Fällen kann die Fehlstellung zu einer Abnutzung des Gelenks führen.

Stephan Wirth ist Leiter des Universitären Fusszentrums der Universitätsklinik Balgrist in Zürich.

Wie verläuft die Operation?
Bei einer Hallux-valgus-Korrektur muss man den Knochen an der Stelle des Hallux durchsägen und Bänder entspannen, die durch den Hallux verkürzt sind und zur Fehlstellung beitragen. Dann wird das Gelenk zentriert und der Knochen verschraubt. Der Eingriff dauert rund 45 Minuten, und nach sechs Wochen sollte alles verheilt sein.

Ist der Eingriff schmerzhaft?
Da viele sensible Nerven im Bereich des grossen Zehs liegen und der Knochen durchgesägt wird, hätten die Patientinnen und Patienten in den ersten ein, zwei Tagen tatsächlich Schmerzen. Durch die Regionalanästhesie spüren die Betroffenen den Schmerz aber gar nicht. Die meisten gehen ohne Schmerzmedikamente nach Hause.

Kann ein Hallux minimalinvasiv behandelt werden?
Ja, in ausgewählten Fällen ist es möglich, den Hallux nur mit kleinen Schnittchen zu behandeln. Diese Methode wird vor allem angewendet, wenn der grosse Zeh verdreht ist.

Was halten Sie von Hallux-Schienen?
Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass sie den Hallux nicht heilen. In der Zeit, in der man die Schiene trägt, kann man eine gewisse Korrektur erreichen. Sobald man sie auszieht, nimmt der Zeh aber wieder die ursprüngliche Stellung ein.

Was ist mit Einlagen?
Menschen mit einem Hallux haben durch den breiteren Vorderfuss Probleme mit dem Platz in den Schuhen. Greift man zur Einlage, ist das kontraproduktiv, weil sie den Schuh noch enger macht. Wer leidet typischerweise an einem Hallux? Die meisten sind rund 40 Jahre alt, und 80 Prozent sind weiblich. Das liegt vermutlich am lockereren Bindegewebe. Die Hauptursache für einen Hallux ist aber die erbliche Veranlagung.

 

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