Interview Jeanne Fürst und Nicole Krättli, 10. November 2022
Schmerzen in der Halswirbelsäule verschwinden oft von selbst. Trotzdem sollte man sie nicht auf die leichte Schulter nehmen, sagt der Wirbelsäulenspezialist Mazda Farshad.
Herr Farshad, welches sind die verbreitetsten Halswirbelsäulenprobleme?
Die Halswirbelsäule ist ein sehr sensibles Konstrukt, muskuläre Verspannungen sind entsprechend häufig und treten meist im Zusammenhang mit falscher Haltung und Überbelastung auf. Wichtig ist, zwischen einer chronischen und einer akuten Überbelastung zu unterscheiden. Erstere kann durch eine lang anhaltende schlechte Sitzhaltung vor dem Computer entstehen. Letztere kann die Folge einer ungewohnten Bewegung sein. Aber auch Abnützungserscheinungen können schmerzhafte Folgen haben.
Unter welchen Symptome leiden Betroffene?
Verspannungen der Nackenmuskeln können sich ausweiten und zu Kopfschmerzen und Schwindelgefühlen führen.
Können Halswirbelsäulenschmerzen gefährlich sein?
Ja. Wenn die Schmerzen etwa durch den Druck auf das Rückenmark verursacht werden, zeigt sich das an einem unsicheren Gang, Kribbeln in den Händen und dem Verlust der Feinmotorik. Wenn man etwa Knöpfe nicht mehr selber schliessen kann oder sich das Schriftbild verändert, sind das Alarmsignale. Auch bei Schmerzen, die in den Arm ausstrahlen und zu Lähmungserscheinungen und Schwäche führen, sollte man eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen.
Kann man Halswirbelsäulenproblemen vorbeugen?
70 Prozent der Probleme sind genetisch bedingt. Die restlichen 30 Prozent lassen sich durch eine gute Haltung, das Vermeiden chronischer Überbelastung sowie einen gesunden Lebensstil beeinflussen.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Schmerzmittel sowie Physiotherapie sind oft die ersten Mittel. Auch eine chiropraktische Therapie sowie Wärmeapplikationen können helfen. Schmerzt der Nacken danach immer noch, sollte eine konkrete Ursache mit Hilfe eines MRI ausgeschlossen werden. Werden die Schmerzen durch Abnutzungserscheinungen verursacht, kann eine Kortisonspritze lindernd wirken.
Wie riskant sind Operationen an der Halswirbelsäule?
Grundsätzlich handelt es sich bei vielen dieser Eingriffe um Routineoperationen, die in spezialisierten Händen kein aussergewöhnlich hohes Risiko für die Betroffenen darstellen. Es ist aber richtig, dass allfällige Komplikationen eine grössere Tragweite haben. Deshalb lohnt es sich, zuerst sämtliche konservativen Behandlungsmethoden auszuschöpfen.