«Der Fuchsbandwurm bleibt häufig unbemerkt»

Interview Jeanne Fürst und Nicole Krättli, 27. Oktober 2022

Wer einen Fuchsbandwurm zu spät entdeckt, riskiert Organschäden. Daher sollte man die Übertragungswege kennen und meiden, sagt Expertin Christine Bernsmeier.

Christine Bernsmeier, wie macht sich ein Fuchsbandwurm bemerkbar?
Ein Fuchsbandwurm führt dazu, dass entzündliche Zysten in der Leber entstehen. Da das ein langwieriger Prozess ist und in der Regel Jahre oder sogar Jahrzehnte dauert, merken die meisten Menschen sehr lange gar nichts davon. Erst wenn die Zysten sehr gross sind, kann es sein, dass Betroffene einen Druck im Oberbauch verspüren oder es zu einer Gelbsucht kommt. Häufiger ist der Befall mit Fuchsbandwurm allerdings ein Zufallsbefund.

Wie gefährlich ist ein Fuchsbandwurm?
Früher, als bildgebende Verfahren wie Ultraschall eher selten zur Anwendung kamen, war der Fuchsbandwurm tatsächlich sehr gefährlich. Denn man hat ihn meist erst dann entdeckt, wenn die Leber schon voller Zysten war. Heute entdeckt man ihn – zumindest in der Schweiz – zum Glück in manchen Fällen früher.

Christine Bernsmeier ist Leitende Ärztin Hepatologie bei Clarunis – Universitäres Bauchzentrum Basel.

Wie verbreitet ist der Fuchsbandwurm hierzulande?
Jedes Jahr wird in der Schweiz von 20 bis 40 Fällen berichtet. Insgesamt sind also relativ wenige Menschen betroffen. Die Zahl nimmt allerdings seit Jahren zu, weil vor allem in der Nordschweiz immer mehr Füchse Fuchsbandwürmer haben. Zudem leiden immer mehr Menschen unter einem geschwächten Immunsystem, was die Personen dann natürlich anfälliger macht.

Wird der Parasit nur durch Füchse übertragen?
Der Fuchsbandwurm kann durch den Kontakt mit befallenen Füchsen, Hunden oder Katzen übertragen werden. Doch auch der Verzehr von Obst, Gemüse oder Kräutern, die bodennah wachsen und mit Kot von befallenen Tieren in Kontakt gekommen sind, kann zur Übertragung führen.

Wie wird das Risiko einer Erkrankung minimiert?
Im Wald sollte man nie einen Fuchs mit blosser Hand berühren und generell die Hände nicht in den Mund nehmen beziehungsweise nach dem Naturbesuch gut waschen. Bei Haustieren lohnt es sich zudem, regelmässige Wurmkuren durchzuführen. Für Lebensmittel gilt: Sehr gut waschen und am besten kochen. Hitze tötet die Eier ab – einfrieren hingegen nicht. Daran sollte man insbesondere bei gefrorenen Beeren denken.

Lässt sich der Fuchsbandwurm behandeln?
Ist erst ein Teil der Leber betroffen, lassen sich die Zysten meistens operativ entfernen. Dank dem zusätzlichen Einsatz von Wurmmittel sowie regelmässigen Nachkontrollen ist eine Heilung möglich. Anders sieht es bei einem Befall der gesamten Leber aus. In diesem Fall müssen Betroffene lebenslang Wurmmittel einnehmen.

 

Empfehlen Sie diesen Beitrag weiter: