«Spezialbrillen erhöhen das Wohlbefinden»

Interview Jeanne Fürst und Danica Gröhlich, 2. Dezember 2021

(Symbolbild: Pixabay)

Ab wann kommt es zur Alterssichtigkeit? Schaden Smartphones dem Sehvermögen? Was man für den besseren Durchblick am Bildschirm tun kann, sagt Augenarzt Frank Sachers.

Herr Sachers, ist Kurzsichtigkeit die neue Volkskrankheit?
Kurzsichtigkeit, auch Myopie genannt, ist tatsächlich auf dem Vormarsch und kann deshalb als Volkskrankheit bezeichnet werden. Bei dieser Fehlsichtigkeit sieht man besser in nahen Distanzen, etwa beim Lesen, und in die Ferne schlechter. Die Kurzsichtigkeit birgt erhebliche Risiken: Netzhautablösung sowie grüner Star treten deutlich häufiger auf, sind schwierig zu behandeln und können das Sehen bedrohen.

Sind denn Computer und Smartphones schuld?
Die Myopie entsteht in der Kindheit im Zusammenspiel von genetischen und Umwelteinflüssen. So haben kurzsichtige Eltern häufiger kurzsichtige Kinder. Auch der Aufenthalt in Räumen im Kunstlicht und viel Naharbeit im Schulalter verschlechtern die Augen. Diese Gewohnheiten, insbesondere die zunehmende Nutzung von Tablets und Smartphones sowie die dadurch fehlende Zeit für Bewegung im Freien, haben in den letzten Jahrzehnten zu einem besorgniserregenden Anstieg der Kurzsichtigkeit geführt. In Europa sind 40 Prozent der Menschen betroffen, in Asien mit der strikteren Schuldisziplin 90 Prozent. Deshalb sollten Kinder täglich Zeit im Freien verbringen.

Frank Sachers ist Augenchirurg und Ärztlicher Leiter im Augenzentrum Bahnhof Basel.

Wie gefährlich ist das sogenannte Blaulicht?
Das Blaulicht von elektronischen Geräten ist harmlos. Der Blick in den blauen Himmel, der tausendmal intensiver ist als ein Display, ist ja auch ungefährlich. Helles Licht, insbesondere Blaulicht, könnte aber den Tag- Nacht-Rhythmus beeinflussen. Wer abends die Bildschirm-Helligkeit reduziert, muss keine Schlafstörungen befürchten.

Hilft eine Brille bei langer Bildschirmarbeit?
Jüngere Menschen, die sich im Alltag beim Lesen oder bei der Arbeit am Computer wohlfühlen und zudem beschwerdefrei leistungsfähig sind, brauchen wahrscheinlich keine Brillenkorrektur. Angezeigt ist dagegen eine Abklärung bei Beschwerden während der Arbeit, etwa bei überanstrengten Augen oder bei unscharfem Sehen. Und ab dem 45. Lebensjahr.

Beginnt dann die Alterssichtigkeit?
Alterssichtigkeit ist ein normaler Prozess, der jeden betrifft. Die Linse im Augeninnern, die ihre Form zum Erkennen von Objekten in verschiedenen Distanzen ständig anpasst, wird im Alter unbeweglicher. Dieser Prozess ist meist ab dem 40. bis 45. Lebensjahr spürbar. Bei zunehmenden Schwierigkeiten bei der Naharbeit, Ermüdung, Kopfschmerzen oder Bildunschärfe benötigt die Person eine Lesehilfe. Etwa Spezialgläser oder Kontaktlinsen. Eine gut angepasste Korrektur der Alterssichtigkeit erhöht das Wohlbefinden, die Leistungsfähigkeit und garantiert gesunde Augen.

 

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