«Man weiss sofort, was Sache ist»

Interview Jeanne Fürst und Danica Gröhlich, 14. Oktober 2021

(Symbolbild: iStock)

Sportunfälle und Stürze im Alltag erfordern eine rasche Behandlung. Der Orthopädische Notfall verkürzt die Genesungszeit, sagt der Hüft- und Beckenchirurg Patrick Zingg.

Herr Zingg, wer kommt als orthopädischer Notfall zu Ihnen?
Zu uns kommen Patientinnen und Patienten, die aufgrund von Schmerzen und Funktionseinschränkungen am Bewegungsapparat medizinische Hilfe benötigen. Nach Sportunfällen mit gerissenen Bändern und Sehnen sehen wir eher jüngere Menschen. Aufgrund von Knochenschwund brechen sich mehr Ältere nach einem Sturz den Oberschenkel. Opfer von Verkehrsunfällen fährt die Ambulanz in die Notfallaufnahme des Universitätsspitals, da meist mehrere Organe verletzt sind.

Gibt es saisonale Unterschiede bei den Verletzungsarten?
Tatsächlich kommt es im Frühling und Sommer vermehrt zu Brüchen und Prellungen durch Bike-Unfälle. Wenn draussen nasses Laub liegt oder die Wege vereist sind, sehen wir eine Häufung von Sturz-Notfällen. Im Winter treten durchs Skifahren eher Brüche des Sprunggelenks oder Kreuzbandrisse auf.

Patrick Zingg ist Leiter der Hüft- und Beckenchirurgie an der Universitätsklinik Balgrist Zürich.

Wie ist der Ablauf auf der Notfallstation?
Am besten rufen Sie vorher an, damit wir Ihre Personalien bereits haben. Nach der Ankunft schaut die Pflege, ob Sie dringend etwas gegen die Schmerzen brauchen. Dann folgen zur Diagnose verschiedene Untersuchungen, oft ein Röntgenbild. Eventuell sind weitere Abklärungen wie ein MRI oder CT nötig. Je nachdem wird eine Spezialistin oder ein Spezialist für das betroffene Gelenk hinzugezogen. So werden Sie nicht nur von unserem Notfallteam mit bis zu sieben Personen vor Ort betreut, sondern auch durch die spezialisierte Ärzteschaft des Spitals. Damit können wir eine rasche Erstbehandlung gewährleisten, aber auch die Diagnostik vertiefen und bereits eine spezifische Therapie in die Wege leiten, in gleicher Qualität wie im Rahmen eines regulären Sprechstundentermins beim Spezialisten.

Kann eine Patientin oder ein Patient dadurch schneller wieder gehen?
Genau. Die meisten bleiben ambulant. Nur etwa zehn Prozent werden stationär im Spital aufgenommen, falls sie gleich operiert werden müssen. Personen, die ambulant Hilfe erhalten, können bestenfalls nach einer halben Stunde wieder gehen. Das Einrenken einer Schulter, die Wund- oder Gipsversorgung, eine Kortison-Infiltration unter Durchleuchtung können dagegen wesentlich mehr Zeit in Anspruch nehmen. Bei der Spezialistin oder dem Spezialisten würde sich eine Abklärung und Behandlung aufgrund etlicher Termine über mehrere Wochen hinziehen. Im Orthopädischen Notfall wissen Sie sofort, was Sache ist. Sie erhalten schneller die richtige Behandlung und können schneller wieder ins Berufsleben einsteigen und den Alltag bewältigen.

 

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