«Lüften Sie täglich das Badezimmer»

 Interview Jeanne Fürst und Danica Gröhlich, 4. März 2021

(Symbolbild: iStock)

Atemnot, Husten, Fieber: Die Ursache könnte ein Schimmelpilz in der Wohnung sein. Der Lungenspezialist Michael Tamm sagt, wo wir aufpassen sollten und wie wir Pilzen vorbeugen.

Herr Tamm, wo kommt Schimmelpilz vor?
Grundsätzlich kommt er überall in der Natur vor. Er wächst insbesondere an feuchten Stellen. In der Wohnung oder im Haus liebt der Schimmelpilz Orte wie eine modrige Wand hinter einem Schrank oder die Fugen im Badezimmer. Sind diese schwarz, sind sie nicht zwingend dreckig, die Verfärbung könnte vom Schwarzschimmel stammen.

Wie gelangt der Pilz in den Körper?
Wir inhalieren diese Schimmelpilze. Bei einigen Menschen kommt es zu einer allergischen Überreaktion in der Lunge.

Wer ist besonders betroffen?
Bei Schimmelpilzen gibt es keine bestimmten Risikogruppen. Das im Unterschied zu einer Pilzinfektion, die Menschen trifft, deren Immunsystem in einer Chemotherapie unterdrückt wird. Für Schimmelpilze muss nur eine allergische Grundneigung vorhanden sein. In der Pneumologie sehen wir solche Fälle über alle Altersgruppen recht häufig. Oft dauert es sehr lange, bis sie zu uns kommen, denn die Hausärztinnen und Hausärzte denken bei den Symptomen derzeit an Covid oder zuerst an eine Lungenentzündung, die mit Antibiotika aber nicht besser wird.

Michael Tamm arbeitet als Chefarzt und Leiter der Pneumologie am Universitätsspital Basel.

Was kann denn Schimmelpilz alles auslösen?
Die klassischen Symptome sind Atemnot bei Anstrengung sowie Husten. Einige Betroffene haben Fieber, das nicht erklärbar ist. Im schlimmsten Fall kommt es sogar in Ruhe zu Sauerstoffmangel, was lebensgefährlich werden kann.

Wie stellen Sie Schimmelpilze fest?
Auf der Computertomografie können wir milchglasartige Veränderungen in der Lunge sehen. Zudem weisen wir im Blut ganz spezielle Antikörper gegen Pilze nach. Und wir führen eine Lungenspiegelung durch, bei der wir ohne Vollnarkose Flüssigkeit durch die Lunge spülen und so typische Entzündungszellen finden. Mit einem Lungenfunktionstest stellen wir zudem das Ausmass fest.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es, und wie sind die Prognosen?
Grundsätzlich gibt es zwei wichtige Komponenten: Wir müssen herausfinden, ob der Pilz wirklich schuld an den Symptomen ist. Falls ja, gibt es nur eines, um die Quelle des Pilzes zu beseitigen: Sanieren! Ansonsten leiden Betroffene trotz Behandlung aufs Neue darunter. Wir therapieren einige Wochen mit Cortison zum Schlucken. So können wir die Entzündungsprozesse eindämmen. Die Symptome verschwinden meist sehr schnell.

Wie beugt man Pilzen vor?
Versuchen Sie, feuchte Wände zu vermeiden, damit Schimmelpilz nicht entstehen kann. Lüften Sie zudem das Badezimmer nach dem Duschen.

 

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