«Der Patient kommt schneller auf die Beine»

Interview Jeanne Fürst und Danica Gröhlich, 24. September 2020

«Der Patient kommt schneller auf die Beine»
(iStock)

Unerträgliche Schmerzen durch Abnützung im Hüftgelenk: Der Hüftchirurg Stefan Rahm sagt, wann eine Prothese der beste Schritt ist und ab wann man wieder gehen kann.

Herr Rahm, haben unsere Hüftgelenke viel zu tragen im Alltag?
In der Tat. Das Hüftgelenk ist ein Kugelgelenk und verbindet das Becken mit dem Oberschenkel. Da es sich in der Mitte des Körpers befindet, trägt es die ganze Last des Oberkörpers.

Ist das Hüftgelenk häufig von Arthrose betroffen?
In Studien wurde gezeigt, dass etwa 20 Prozent der über 65-Jährigen eine nicht schmerzhafte, asymptomatische Hüftarthrose haben. Diese ist aber nicht behandlungsbedürftig. Die symptomatische Hüftarthrose, je nach Leidensdruck, schon.

Und wann ist eine Hüftprothese der letzte Ausweg?
Das Ziel ist immer, die Lebensqualität des Patienten zu verbessern. Manchmal reichen die konservativen Methoden wie Sportreduktion, Schmerzmittel oder Infiltrationen mit Spritzen aus. Verlieren diese Massnahmen ihre Wirkung, ist die Hüftprothese die richtige Behandlung. Spätestens, wenn ein hinkendes Gangbild vorhanden ist und die Knie sowie der un tere Rücken in Mitleidenschaft gezogen werden, sollte an die Hüftprothese gedacht und ein Hüftchirurg konsultiert werden. Das Durchschnittsalter für eine Hüftprothese liegt bei 69  Jahren.

PD Dr. med. Stefan Rahm, Leitender Arzt Hüft- und Beckenchirurgie, Balgrist

Wie läuft die Operation ab?
Der häufigste chirurgische Zugang für eine Hüftprothese ist der vordere, bei dem keine Sehnen und Muskeln durchtrennt werden. Der Patient kommt schneller wieder auf die Beine. Der Eingriff dauert 60 bis 90 Minuten. Patienten bleiben etwa drei Nächte im Spital. Die am meisten eingesetzten Prothesen sind aus Titan und werden nicht zementiert. Als häufigste Gleitpaarung verwenden wir einen Kunststoffeinsatz mit einem Prothesenkopf aus Keramik. Eine Metall-Metall-Gleitpaarung verwenden wir nicht, auch wenn ein bekannter britischer Profi-Tennisspieler eine solche hat. Denn durch den Abrieb können sich Metall-Ionen im Körper anreichern, im Extremfall bis hin zur Vergiftung.

Können Patienten gleich wieder gehen?
Sie sollen sogar am Tag der Operation bereits aufstehen, damit der Kreislauf wieder in Schwung kommt. Eine Vollbelastung ist sofort erlaubt. Gehstöcke zur Sicherheit geben wir für zwei Wochen. Physiotherapie erfolgt ambulant. Eine Prothese hält bei älteren Patienten eigentlich ein Leben lang. Bei jüngeren Patienten kann die Prothese nach vielen Jahren durch Abnutzung ersetzt werden müssen – grundsätzlich mit praktisch gleich gutem Resultat.

Ist der Eingriff schmerzhaft?
Schmerzmittel sind nötig und werden individuell auf den Patienten abgestimmt. Dadurch ist der Eingriff gut zu ertragen. Nach drei Monaten ist die Prothese bereits eingewachsen.

 

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