«Die meisten Knoten sind gutartig»

Interview Jeanne Fürst und Fabienne Eichelberger, 18. Januar 2024

Die Schilddrüse sitzt vorn im Hals auf der Höhe des Kehlkopfes. (iStock)

Die Vergrösserung der Schilddrüse ist häufig durch Knoten, Entzündungen und Zysten bedingt, sagt der Hals-Nasen-Ohren-Arzt Gerhard Huber. Früher lag es am Mangel an Jod.

Gerhard Huber, sieht man eine Schilddrüsenvergrösserung von blossem Auge?
Das hängt vom Stadium der Vergrösserung ab. Im ersten Stadium sieht man sie nur mittels Ultraschall oder MRI. Später ist sie erkennbar, wenn der Patient oder die Patientin schluckt oder den Kopf nach hinten streckt. In einem fortgeschritteneren Stadium ist die Vergrösserung ständig sichtbar.

Wie können Betroffene diese früh erkennen?
Das müssen sie gar nicht. Eine vergrösserte Schilddrüse ist nicht immer eine Krankheit. Problematisch wird es, wenn die Schilddrüse als Ganzes, eine Zyste oder ein Knoten so gross ist, dass sie Schluck- oder Atembeschwerden verursachen.

Gerhard Huber ist Facharzt für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten an der Klinik Hirslanden in Zürich.

Was führt zu einer vergrösserten Schilddrüse?
Lange war das in erster Linie ein Jodmangel. Die Schilddrüse braucht das Spurenelement Jod für die Hormonproduktion. Wird durch die Nahrung zu wenig aufgenommen, vermehrt sie ihre Zellen, damit mehr Jod gefiltert werden kann. Seit das Kochsalz hier jodiert ist, leidet kaum noch jemand an einem Mangel. Nun führen hauptsächlich Knoten oder Autoimmunerkrankungen zu einer Schilddrüsenvergrösserung.

Weshalb sind Frauen häufiger betroffen?
Weil sie häufiger an Autoimmunerkrankungen leiden. Zudem haben die weiblichen Hormone einen Einfluss.

Wie wird eine Vergrösserung behandelt?
Ist die Schilddrüse aufgrund einer Autoimmunerkrankung vergrössert, geschieht dies mit Medikamenten oder operativ. Verursachen Knoten und Zysten wegen ihrer Lage Probleme oder sind sie ästhetisch störend, aber gutartig, kann man sie operieren oder auf die Thermoablation setzen. Dabei wärmt man sie mit einer Sonde auf, was sie schrumpfen lässt. Sind sie dazu zu gross oder könnte es sich um bösartige Tumore handeln – was selten der Fall ist –, entfernt man die ganze Schilddrüse, die betroffene Seite oder den mittleren Teil.

Welche Folgen hat die Entfernung der Schilddrüse?
Eine Narbe, die nach einem Jahr kaum mehr sichtbar ist. Zudem müssen die Schilddrüsenhormone medikamentös ersetzt werden. Sehr selten wird durch die Operation die Funktion der Nebenschilddrüsen vorübergehend oder bleibend beeinträchtigt. Dann müssen die Betroffenen auch Kalziumtabletten und Vitamin D zu sich nehmen. Haben die Ersatzhormone Nebenwirkungen? Viele befürchten eine Gewichtszunahme. Dazu kann es kommen, wenn die Hormonzufuhr nicht optimal eingestellt ist. Bei der richtigen Dosierung geschieht das nicht.

 

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