«Medikamente können die Lungenkrankheit bremsen»

Interview Jeanne Fürst und Fabienne Eichelberger, 15. Juni 2023

(Symbolbild: iStock)

1000 bis 2000 Menschen in der Schweiz leiden an einer Lungenfibrose. Die Krankheit ist nicht heilbar, lässt sich aber immer besser behandeln, sagt der Pneumologe Michael Tamm.

Michael Tamm, was geschieht im Körper, wenn jemand an Lungenfibrose leidet?
Es kommt zu einer verstärkten Bildung von Bindegewebe zwischen den Lungenbläschen und den Blutgefässen. Die Lungenbläschen werden vom überflüssigen Bindegewebe wie von einer Schale umschlossen, was die Aufnahme von Sauerstoff erschwert.

Mit welchen Symptomen zeigt sich eine Lungenfibrose?
Häufig mit einem hartnäckigen Husten und Atemnot bei Anstrengung. Zum Beispiel bereitet es Betroffenen Mühe, ins dritte Stockwerk zu steigen.

Michael Tamm ist Chefarzt für Pneumologie und Leiter des Lungenzentrums am Universitätsspital Basel.

Ist die Lunge dann schon stark beschädigt?
Bemerkt man deutliche Symptome, ist die Krankheit fortgeschritten. Oft gehen Patientinnen und Patienten davon aus, dass ihnen das Treppensteigen aufgrund ihres Alters plötzlich schwerfällt. Einige entwickeln dann Strategien, um Anstrengungen zu vermeiden. Es wäre jedoch empfehlenswert, die Beschwerden abklären zu lassen.

Wie wird eine Lungenfibrose diagnostiziert?
Unter anderem mittels eines Lungenfunktionstests, bei dem das Lungenvolumen und der Gasaustausch gemessen werden, sowie mit einer Computertomografie. Auf dem Tomogramm sieht man die detaillierte Lungenstruktur. Sind Verdichtungen erkennbar, beginnt die Ursachensuche. Häufig wird eine Lungenspiegelung mit Gewebeproben benötigt. Danach wird der Fall an einer interdisziplinären Konferenz besprochen, an der Pneumologen, Radiologen, Pathologen und andere Fachspezialisten und -spezialistinnen teilnehmen.

Welches sind die häufigsten Ursachen der Lungenfibrose?
Es gibt über hundert verschiedene. Rheumakrankheiten können mit Lungenfibrose einhergehen, genauso das Inhalieren von Allergenen und Schadstoffen oder auch angeborene Erkrankungen. Häufig ist jedoch keine Ursache eruierbar. Dann spricht man von einer idiopathischen Lungenfibrose.

Wie wird sie behandelt?
Seit bald zehn Jahren sind Medikamente auf dem Markt, die das Fortschreiten der Krankheit massiv bremsen. Die bereits bestehenden Schäden lassen sich jedoch nicht rückgängig machen.

Wann kommt eine Lungentransplantation in Frage?
Bei einer fortgeschrittenen Fibrose, welche die Lebensqualität erheblich einschränkt. Die Alterslimite für eine Lungentransplantation liegt jedoch bei 60 bis 65 Jahren, und es dürfen keine anderen Organe durch Krankheiten beschädigt sein.

 

Empfehlen Sie diesen Beitrag weiter: