«Erreger sind heute schnell bestimmt»

Interview Jeanne Fürst und Danica Gröhlich, 16. Juni 2022

(Symbolbild: Pixabay)

Hautpilze treten häufig auf und sind nicht ungefährlich. Was vorbeugend wirkt und wie die Diagnose heute gestellt werden kann, sagt die Dermatologin Annett Härtel.

Frau Härtel, wo fühlen sich Hautpilze wohl?
Als Auslöser für Hautpilz-Erkrankungen, sogenannte Dermatomykosen, unterscheiden wir Hefe-, Faden- und Schimmelpilze. Hefepilz-Infektionen werden meist von Candida-Spezies ausgelöst. Sie können bei Säuglingen im Windelbereich einen Soor verursachen oder bei Frauen einen Scheidenpilz. Auch im Mund und in der Speiseröhre kann sich ein Hefepilz mit einem weissen Belag zeigen. Fadenpilze leben auf verhornter Haut und plagen etwa in Form von Fuss- oder Nagelpilz. Schimmelpilze sind oberflächlich in den Ohren oder der Nase zu finden und werden eher eingeatmet.

Warum sind Pilze nicht ungefährlich?
Pilze kommen in der Umwelt nahezu überall vor. Viele Pilze gehören auch zum Mikrobiom, dem lebenden Schutzschild des Menschen, der aus Bakterien und Pilzen aufgebaut ist. Doch Antibiotika, zu viel Desinfektionsmittel, Feuchtigkeit und Hitze schädigen das Mikrobiom. Ist zudem der Körper geschwächt, etwa durch Krankheit, können Schwachstellen und Wunden dazu führen, dass unerwünschte Pilze sich vermehren, in die Haut und den Organismus eindringen und so Krankheiten auslösen. Im schlimmsten Fall bis hin zu einer Sepsis, einer lebensbedrohlichen Blutvergiftung. Im Krankenhaus sind deshalb sehr ansteckende Pilze gefürchtet. Ebenso die von Tieren auf Menschen übertragenen Pilzinfektionen. Auch aus Amerika, Asien und Afrika eingeschleppte Erreger sind oft alles andere als harmlos und hochansteckend.

Annett Härtel ist Dermatologin und ärztliche Leiterin der Somamedica AG, Schweiz.

Lassen sich die verschiedenen Pilze unterscheiden?
Ja, mit den Pilz-PCR-Gentests aus Schuppen sowie Gewebe und dem Pilz-PCR-Abstrich kann heute sehr schnell, also innerhalb eines Tages, der genaue Erreger festgestellt werden. Früher mussten Patientinnen und Patienten bis zum Ergebnis über Wochen beobachtet werden. Diese neue Methode ist ein Meilenstein in der Pilzdiagnostik.

Wie wird ein Hautpilz behandelt?
Es gibt viele gut wirksame Pilzmedikamente. Für eine schnelle Besserung lohnt sich die Beratung in der Apotheke oder Arztpraxis. Gegen Fusspilz reicht oft eine kleine Menge Creme, und die Infektion ist gebannt. Ist diese jedoch hartnäckig, dann bitte nicht herumexperimentieren, sondern die Hautärztin oder den Hautarzt aufsuchen.

Was raten Sie vorbeugend?
Gut überleben Pilze in synthetischen Fasern und auf Kunststoffen. Deshalb sollte man zur Vorbeugung Desinfektionsmittel für Wäsche und Schuhe verwenden. Besonders nach einem Gang ins Fitnessstudio, ins öffentliche Bad oder nach dem Besuch einer Sauna. Denn dort kreucht und fleucht es oft gewaltig.

 

 

Empfehlen Sie diesen Beitrag weiter: