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Schweizer Familie

«Das Gelenk kann sofort belastet werden»

«Das Gelenk kann sofort belastet werden»

Interview Jeanne Fürst und Fabienne Eichelberger, 18. Dezember 2025

(Symbolbild: iStock)

Dank eines neuen Behandlungskonzepts werden Betroffene nach einer Hüftprothesenoperation schneller mobil. Einschränkungen gibt es kaum, sagt der Chirurg Armando Hoch.

Armando Hoch, Leitender Arzt für Hüftchirurgie an der Universitätsklinik Balgrist.

Armando Hoch, einst dauerte der Spitalaufenthalt nach einer Hüftprothesen- OP eine Woche, heute meist zwei Nächte. Wie ist das möglich?
Hauptsächlich, weil sich die Operationstechnik verbessert hat. Heute erfolgt sie minimalinvasiv. Es benötigt nur noch einen circa sechs Zentimeter langen Schnitt, um die Hüftprothese einzusetzen. Vor allem aber muss die Muskulatur nicht mehr abgelöst werden, damit man zum Hüftgelenk gelangt. Das hat den Vorteil, dass nach der Operation keine Muskeln neu anwachsen oder heilen müssen.

Was bedeutet das für die Betroffenen?
Sie können das neue Gelenk direkt nach der Operation wieder voll belasten und sind kaum eingeschränkt. Dank des sogenannten Rapid-Recovery-Konzeptes erhalten sie Physiotherapie und lernen, sich im Alltag schnell wieder sicher zu bewegen.

Ist dieses Rapid-Recovery- Konzept für alle geeignet?
Es kommt hauptsächlich bei jüngeren und aktiven Menschen zum Einsatz – wobei dies dehnbare Begriffe sind. Nicht geeignet ist das Konzept für hochbetagte Patientinnen und Patienten und Menschen mit schweren Begleiterkrankungen, starkem Übergewicht oder Problemen mit der Blutgerinnung. Diese Betroffenen sollten zur Sicherheit etwas länger im Spital bleiben.

Benötigen fitte Patientinnen und Patienten nach der Operation überhaupt keine Erholung?
Doch. Es fand ein Eingriff statt, sie haben eine Narkose erhalten und etwas Blut verloren – das spürt der Körper, und der Kreislauf muss sich wieder stabilisieren. Auch muss man sich zuerst an das neue Gelenk gewöhnen. Die Schmerzen sollten nach 24 Stunden gut aushaltbar sein. Wir schicken niemanden nach Hause, der Opiate zur Schmerzlinderung benötigt.

Wie geht es zu Hause weiter?
Wir geben den Betroffenen Krücken mit – nicht weil sie das Bein entlasten müssen, sondern damit sie sich sicherer fühlen. Ausserdem dienen sie als Signalwirkung fürs Umfeld. Geht jemand an Stöcken, wird er sicher weniger angerempelt. Zudem besuchen die Patientinnen und Patienten ambulant die Physiotherapie. Wird ihnen dort nach zwei bis drei Wochen grünes Licht gegeben, können sie die Krücken weglegen. Damit sich die Prothese nicht lockert, sollten sie noch etwa drei Monate auf Kontakt- und Extremsport verzichten. Moderater Sport wie Schwimmen oder Velofahren ist meist schon vorher möglich.

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