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Schweizer Familie

«Fast alle Menschen leiden gelegentlich an Reflux»

«Fast alle Menschen leiden gelegentlich an Reflux»

Interview Jeanne Fürst und Fabienne Eichelberger, 27. November 2025

(Symbolbild: iStock)

Refluxsymptome wie Sodbrennen sind recht häufig. Bleiben sie jedoch über mehrere Wochen bestehen, sollten sie zügig abgeklärt werden, sagt Gastroenterologin Henriette Heinrich.

Henriette Heinrich leitet die Interventionelle Endoskopie bei Clarunis, Basel.

Henriette Heinrich, was versteht man unter Reflux?
Reflux bedeutet, dass Magensäure vom Magen zurück in die Speiseröhre fliesst, weil der Verschluss zwischen Magen und Speiseröhre nicht mehr richtig funktioniert.

Mit welchen Symptomen zeigt sich Reflux?
Sodbrennen, saures Aufstossen und Druckgefühle im Oberbauch sind typisch. Es kann auch passieren, dass Nahrungsreste aus Magen und Speiseröhre wieder hochkommen.

Wer ist besonders anfällig für Reflux?
Fast alle Menschen leiden gelegentlich daran. Problematisch wird es, wenn die Beschwerden sechs bis acht Wochen anhalten – dann sollte eine Fachperson aufgesucht werden. Besonders gefährdet sind Übergewichtige und Menschen, die Medikamente einnehmen, welche die Magenentleerung verlangsamen.

Was passiert, wenn Reflux nicht behandelt wird?
Die Schleimhaut der Speiseröhre kann sich in Magenschleimhaut umwandeln und ständig entzündet sein. Das begünstigt das Entstehen eines Barrett-Ösophagus, der zu Speiseröhrenkrebs vom Typ Adenokarzinom führen kann. Risikofaktoren sind familiäre Veranlagung, Rauchen und höheres Alter. Zudem sind Männer häufiger betroffen als Frauen.

Was hilft gegen Reflux?
Bei Menschen mit Übergewicht wirkt sich eine Gewichtsreduktion positiv aus. Späte Mahlzeiten sollten vermieden werden, und es hilft, sich nach dem Essen zu bewegen. Auch das Hochstellen des Kopfteils im Bett kann sich günstig auswirken. Säurehemmende Medikamente sorgen ausserdem dafür, dass aufgestossene Magensäure und Nahrungsreste die Speiseröhre nicht mehr schädigen.

Wie unbedenklich sind Säurehemmer?
Wer sie über Jahre einnimmt, kann ein erhöhtes Risiko für Magen- Darm-Infekte haben. Das ist jedoch die einzige wissenschaftlich belegte Nebenwirkung. In der Regel überwiegt der Nutzen der Medikamente das Risiko, und meist müssen sie nur für einen begrenzten Zeitraum in niedriger Dosis eingenommen werden.

Wie lässt sich die Gefahr von Speiseröhrenkrebs mindern?
Wer bei Beschwerden früh eine Fachperson aufsucht und regelmässig zur Nachsorge geht, kann die Speiseröhre auf Veränderungen prüfen lassen. Werden welche entdeckt, ist meist keine Operation nötig, da das Gewebe oft minimalinvasiv endoskopisch entfernt werden kann.

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