«Heute können mehr Tumore entfernt werden»
Interview Jeanne Fürst und Fabienne Eichelberger, 13. November 2025
(Symbolbild: iStock)
Bauchspeicheldrüsenkrebs ist selten, aber sehr gefährlich. Dennoch ist die Diagnose kein Grund zur Hoffnungslosigkeit, sagt der Chirurg Beat Müller.

Beat Müller, Chefarzt Viszeralchirurgie bei Clarunis, Universitäres Bauchzentrum Basel.
Beat Müller, Bauchspeicheldrüsenkrebs gilt als extrem gefährlich. Ist er immer tödlich?
Nein, entgegen der verbreiteten Annahme ist Bauchspeicheldrüsenkrebs nicht zwingend ein Todesurteil. Die Diagnostik, Chemotherapien und Operationstechniken haben sich stark verbessert. Heute können deutlich mehr Tumore entfernt werden als früher. Leider werden jedoch Bauchspeicheldrüsentumore oft erst spät festgestellt.
Was bedeutet das?
Bis zu 80 Prozent der Tumore haben bereits Ableger gebildet, wenn man sie entdeckt. Dann ist der Krebs nicht mehr heilbar. Bei rund einem Viertel handelt es sich aber um lokalisierte Tumore. In diesen Fällen konnte die Überlebensrate in den letzten 15 Jahren von knapp 10 Prozent auf über 40 Prozent erhöht werden.
Anhand welcher Symptome ist Bauchspeicheldrüsenkrebs erkennbar?
Er verursacht lange keine Beschwerden und ist schwer frühzeitig zu erkennen. Betroffene berichten rückblickend über Verdauungsstörungen – daran leiden jedoch auch Menschen ohne Tumor. Typischer sind Rückenschmerzen, unbeabsichtigter Gewichtsverlust und ein Leistungsknick, die aber erst spät auftreten. Nur Tumore am Kopf der Bauchspeicheldrüse fallen früh durch Gelbsucht auf – sie haben die höchste Heilungsrate.
Wer ist besonders gefährdet, an Bauchspeicheldrüsenkrebs zu erkranken?
Die grössten Risikofaktoren sind eine familiäre Belastung und das Alter. Die Betroffenen sind meist über 60 und häufiger männlich als weiblich. Grundsätzlich ist Bauchspeicheldrüsenkrebs ziemlich selten: In der Schweiz erhalten jährlich nur rund 1400 Menschen diese Diagnose.
Ist es möglich, dem Krebs vorzubeugen?
Wie bei allen Krebsarten hilft ein gesunder Lebensstil, das Entstehen eines Tumors zu verhindern. Aber es gibt auch Menschen, die stets auf die Gesundheit geachtet haben und dennoch einen Bauchspeicheldrüsentumor entwickeln.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Hat der Tumor bereits Metastasen gebildet, ist er nicht mehr heilbar, aber eine Chemotherapie kann das Wachstum verlangsamen und die Lebenszeit um bis zu drei Jahre verlängern. Hat der Krebs noch nicht gestreut, wird er zuerst meist mittels Chemotherapie behandelt. Dann werden der Tumor sowie das umliegende Gewebe chirurgisch entfernt. In der Regel braucht es nach dem Eingriff erneut eine Chemotherapie.



