«Für eine Reha ist es nie zu spät»

Interview Jeanne Fürst und Danica Gröhlich, 22. September 2022

«Für eine Reha ist es nie zu spät»
(Symbolbild: iStock)

Eine Rehabilitation ist mehr als nur eine Kur. Wann sich diese spezialisierte Behandlung lohnt und wer sie bezahlt, sagt Till Hornung, CEO der Kliniken Valens.

Herr Hornung, welche Bedeutung hat eine Reha heute?
Eine Rehabilitation ist inzwischen eine moderne, hoch spezialisierte Behandlung. Dazu treten unterschiedliche Fachpersonen an, um die Behandlungsziele gemeinsam mit der Patientin oder dem Patienten zu erreichen. So unterstützen wir etwa die Mobilität, damit jemand wieder besser gehen kann oder etwa nach einem Hirnschlag wieder sprechen kann. In der Regel gehen Menschen in eine Reha, die schwere Krankheiten durchmachen oder einen Unfall hatten. Wir helfen, im Alltag vorhandene Einschränkungen zu verringern und das Ausmass der Krankheit zu lindern.

Was hat sich zu früher verändert?
Heute ist eine Reha sehr individuell sowie angepasst auf die Situation und die Ziele der Betroffenen. Deshalb arbeiten in einer Reha-Klinik spezialisierte Medizinerinnen und Mediziner, Pflegende sowie Therapeutinnen und Therapeuten für die Menschen, die direkt aus dem Akutspital in die Reha kommen. Durchschnittlich beträgt der Aufenthalt heutzutage 20 bis 30 Tage. Früher bestand das Angebot hauptsächlich aus Badekuren, Heilmassnahmen und Massagen, heute sind die Reha- Massnahmen höchst wissenschaftlich fundiert. Heute finden sich ebenfalls viele digitale Anwendungen und durch Robotik unterstützte Therapien auf dem Programm.

Till Hornung ist Mediziner, Gesundheitsökonom und CEO der Kliniken Valens.

Wer geht heute zur Reha?
Rund 80 Prozent der Patientinnen und Patienten kommen direkt vom Spital in die Reha, etwa nach einer Chemotherapie. Dann sind sie sehr geschwächt, oder die Verdauung funktioniert nicht gut, und sie haben Schlafschwierigkeiten. Diese Menschen sind meist noch im berufsfähigen Alter. Wir haben neben vielen weiteren Fachdisziplinen auch eine geriatrische Reha, wo die Betroffenen deutlich älter sind als 70 Jahre. Aber: Es ist nie zu spät für eine Reha. Denn so werden diese Menschen nicht zu Pflegefällen und können möglichst lange zu Hause bleiben. Wir unterstützen so den Kampf um die Selbständigkeit.

Ist eine Reha auch vor Operationen sinnvoll?
Eine sogenannte Preha wird leider noch nicht von den Versicherern übernommen, kann aber laut Studien äusserst sinnvoll sein. Steht etwa eine Hüftoperation an, dann werden bereits vorher Bewegungsabläufe gezielt trainiert und Muskeln aufgebaut.

Und wie sieht es mit einer Kostengutsprache für die Reha aus?
Wird im Spital erkannt, dass jemand anschliessend auch von einer Reha profitieren könnte, nimmt das Spital mit uns Kontakt auf. Die Krankenkasse übernimmt dann die gesamten Kosten. So kann sich jemand voll und ganz auf seine Rehabilitation konzentrieren – der erste Schritt in ein neues Leben.

 

 

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