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Schweizer Familie

«Wir wollen die Ohnmacht reduzieren»

«Wir wollen die Ohnmacht reduzieren»

Interview Jeanne Fürst und Fabienne Eichelberger, 4. Dezember 2025

(Symbolbild: iStock)

Krebs betrifft nicht nur den Körper, sondern auch die Seele. Die Psychoonkologie hilft den Betroffenen, mit ihren Ängsten umzugehen, sagt die Psychotherapeutin Alexandra Kummer.

Alexandra Kummer ist Psychotherapeutin an der Klinik Schützen in Rheinfelden.

Alexandra Kummer, was bedeutet Psychoonkologie?
Die Psychoonkologie soll Krebspatientinnen und -patienten dabei unterstützen, die psychischen und sozialen Aspekte ihrer Krankheit zu bewältigen und zu verarbeiten.

Was beinhaltet die Psychoonkologie?
Ein wesentlicher Teil ist die Gesprächstherapie. Viele Patientinnen und Patienten haben Hemmungen, mit ihren Angehörigen über all ihre Ängste und Sorgen zu sprechen. Mit einer Fachperson fällt ihnen das oft leichter. Ich beziehe zudem den Körper mit ein. Dabei geht es beispielsweise darum, diesen nach Behandlungseingriffen, dem Verlust gewisser Funktionen oder bei verminderter Leistungsfähigkeit wieder besser zu spüren und Bedürfnisse zu erkennen.

Welche Ängste und Sorgen plagen Ihre Patientinnen und Patienten?
Viele befürchten, nie wieder der Mensch zu werden, der sie vor der Erkrankung waren – etwa weil sie unter anhaltender Erschöpfung leiden und früher sehr aktiv waren. Andere verbreitete Ängste sind, nicht auf die Behandlung anzusprechen, den Job zu verlieren oder die Kinder nicht ausreichend beim Aufwachsen begleiten zu können.

Was hilft bei solchen Ängsten?
Meist ist es schon ein grosser Schritt, sie auszusprechen und ihnen Raum zu geben. Dann betrachten wir die Ängste genauer und schauen, was sich dahinter verbirgt. Ausserdem arbeiten wir daran, den Fokus auf das zu legen, was trotz der Krankheit noch funktioniert, um Ohnmacht zu reduzieren und ein Stück weit wieder Selbstwirksamkeit zu erfahren.

Welches ist das Ziel der Therapie?
Die Lebensqualität zu bewahren und die Psyche zu stabilisieren. Nach einer Krebsdiagnose folgen oft rasch viele Behandlungstermine, sodass das Emotionale zurückbleibt. Das versuchen wir gemeinsam aufzuarbeiten und individuelle Bewältigungsstrategien zu entwickeln.

Werden die Angehörigen miteinbezogen?
Ja, wir bieten das immer an. Angehörige kämpfen oft selbst mit Ängsten und sind häufig stark eingebunden, indem sie etwa Fahrdienste zur Chemotherapie übernehmen oder die Betroffenen zu Arztgesprächen begleiten. Auch der Alltag muss neu organisiert werden. Dies fordert die Angehörigen. Hier greifen wir ein und schauen gemeinsam, dass auch ihre psychische Gesundheit erhalten bleibt.

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