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Schweizer Familie

«Die Sterberate dürfte zurückgehen»

«Die Sterberate dürfte zurückgehen»

Interview Jeanne Fürst und Fabienne Eichelberger, 6. November 2025

(Symbolbild: iStock)

Darmkrebs bleibt oft unentdeckt. Deshalb sind regelmässige Vorsorgeuntersuchungen ab einem gewissen Alter besonders wichtig, sagt die Onkologin Viviane Hess.

Viviane Hess ist leitende Ärztin der Onkologie am Universitätsspital Basel.

Viviane Hess, wie verbreitet ist Darmkrebs?
Es ist die dritthäufigste Krebsart in der Schweiz. Jährlich erkranken rund 4300 Menschen, 1700 sterben daran.

Mit welchen Symptomen zeigt sich Darmkrebs?
Oft mit einem unbemerkten Blutverlust, erkennbar an Blutoder Eisenmangel. Weitere Symptome sind veränderte Stuhlgewohnheiten, Bauchschmerzen und Gewichtsverlust. Tritt der Krebs wegen solcher Beschwerden zutage, ist er oft schon fortgeschritten – deshalb ist Vorsorge so wichtig.

Wer ist besonders gefährdet, an Darmkrebs zu erkranken? Ist ein Verwandter an Darmkrebs erkrankt, steigt das Risiko für Angehörige, abhängig vom Alter bei der Erkrankung und vom Verwandtschaftsgrad. Weitere Risikofaktoren sind Bewegungsmangel, Übergewicht, faserarme Ernährung und – besonders für den Enddarmkrebs – Rauchen.

Bei der Krebsliga beider Basel leiten Sie die Darmkrebs-Screenings: Ab wann ist eine Darmspiegelung sinnvoll?
Zählt man nicht zur Risikogruppe, ist heute nicht mehr zwingend eine Darmspiegelung erforderlich – es gibt auch Stuhltests. Eines der beiden Angebote sollte man ab 50 nutzen. In vielen Kantonen ist das franchisebefreit möglich. Ist ein enger Verwandter vor dem 60. Lebensjahr erkrankt, raten wir, sich zehn Jahre vor dessen Diagnose per Darmspiegelung testen zu lassen.

Worin unterscheiden sich Stuhltest und Darmspiegelung?
Der Stuhltest ist ein Vortest, der zeigt, ob sich Blut im Stuhl befindet. Man kann ihn zu Hause durchführen und die Probe einschicken. Wird Blut festgestellt, folgt eine Darmspiegelung. Den Stuhltest sollte man alle zwei Jahre wiederholen, die Darmspiegelung bei normalem Befund alle zehn Jahre.

Weshalb raten Sie nicht von Anfang an zur Darmspiegelung?
Aus praktischen Gründen: Ziel ist, dass möglichst viele Menschen eine Vorsorgeuntersuchung machen. Die Darmspiegelung ist zeitintensiver und wird daher oft hinausgezögert. Wenn man den Stuhltest regelmässig macht, wird Darmkrebs ähnlich häufig früh entdeckt.

Wie viele Menschen werden dank Vorsorgeuntersuchungen gerettet?
Die Erkrankungs- wie auch die Sterberate dürften um etwa ein Drittel bis um die Hälfte zurückgehen, wenn sich die Mehrheit der Bevölkerung testen lässt.

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