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Schweizer Familie

«Bänder verstärken die Wirbelsäule»

«Bänder verstärken die Wirbelsäule»

Interview Jeanne Fürst und Fabienne Eichelberger, 19. Juni 2025

(Symbolbild: iStock)

Wird die Wirbelsäule versteift, entstehen oft Probleme. Eine neue Methode bringt Stabilität und weniger Einschränkung in der Beweglichkeit, sagt Experte Mazda Farshad.


Mazda Farshad, was ist eine Vertebropexie?
Ein innovatives Operationskonzept, das an der Universitätsklinik Balgrist entwickelt wurde. Es dient dazu, Wirbelsegmente zu stabilisieren, ohne sie zu versteifen. Die Methode wird seit Jahren erforscht und weiterentwickelt – einem internationalen Konsens folgend.

Wie funktioniert das Verfahren genau?
Bei der Vertebropexie werden Sehnen oder Bänder um Knochenelemente der Wirbelsäule gewickelt und straff verknotet. Durch zahlreiche Analysen und biomechanische Experimente konnte eine Knotentechnik ausgearbeitet werden, dank der eine möglichst optimale Spannung erreicht wird. Diese erzielt experimentell die gewünschte Steigerung der Stabilität.

Mazda Farshad ist Chefarzt und medizinischer Direktor der Universitätsklinik Balgrist.

Welches sind die Vorteile der Vertebropexie?
Herkömmliche Versteifungsoperationen, bei denen oft Metallimplantate und Schrauben eingesetzt werden, haben Auswirkungen auf die Beweglichkeit, die zu Komplikationen führen können. Die Entwicklung einer alternativen Technik war und ist darum notwendig.

Wer profitiert von der neuen Technik?
Instabilitäten an der Wirbelsäule entstehen oft durch altersbedingte Abnutzungserscheinungen – oder nach einer Operation zur Druckentlastung der Nerven. Die Hypothese: In solchen Fällen könnte die Vertebropexie helfen. Welche Patientinnen und Patienten wann davon profitieren, wird derzeit noch erforscht.

Für wen kommt eine Vertebropexie nicht in Frage?
Das Konzept beruht auf dem Umschlingen des Dornfortsatzes. Wurde dieser knöcherne Anteil am Wirbel bei früheren Operationen teilweise oder ganz entfernt, ist die Methode nicht anwendbar.

Hält die Knotentechnik dauerhaft, oder wird die Wirbelsäule nach einer Weile wieder instabil?
Biomechanische Tests mit wiederholten Belastungszyklen zeigen vielversprechende Resultate. Nach der Operation wird zudem eine Vernarbung erwartet, die zur Straffung beiträgt. Ob die Stabilität langfristig hält, lässt sich aber erst nach Abschluss der laufenden Studien sagen.

Muss man nach einer Vertebropexie mit Komplikationen rechnen?
Ist der Dornfortsatz, der beim Eingriff von Sehnen oder Bändern umschlungen wird, zu schwach oder zu starker Belastung ausgesetzt, kann es zu einer Stressfraktur kommen. Daneben bestehen die üblichen Operationsrisiken.

 

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