«Die Intoleranz zeigt sich mit vielfältigen Symptonen»

Interview Jeanne Fürst und Fabienne Eichelberger, 2. November 2023

(Symbolbild: iStock(

Von einer Histamin-Intoleranz ist in der Schweiz ein Prozent der Bevölkerung betroffen. Allergologe Peter Schmid-Grendelmeier sagt, welche Symptome auftreten und was dagegen hilft.

Peter Schmid-Grendelmeier, was ist Histamin?
Eine Substanz, die in Zellen unseres Immunsystems gebildet wird. Sie erfüllt verschiedene Funktionen, reguliert etwa den Blutdruck und die Verdauung. Ist der Histaminspiegel jedoch zu hoch, kann das Beschwerden auslösen. Zudem ist Histamin nicht nur ein körpereigener Stoff. Wir nehmen ihn auch über die Nahrung auf. Besonders histaminreich sind Wurstwaren, reifer Käse, Sardinen und Tomaten.

Wie entsteht eine Histamin-Intoleranz?
Bekannt ist, dass die Enzyme Diaminoxidase und N-Methyltransferase eine Rolle spielen. Besteht ein Mangel an diesen Enzymen, kann weniger Histamin abgebaut werden. Wird dem Körper dann zu viel Histamin zugeführt, übersteigt der Histaminspiegel bald die Toleranzgrenze. Auch Infektionen und Medikamente können den Histaminspiegel beeinflussen.

Peter Schmid-Grendelmeier ist Leiter der Allergiestation des Universitätsspitals Zürich.

Mit welchen Symptomen zeigt sich das?
Mit sehr unterschiedlichen und unspezifischen. Typisch sind Blähungen, Durchfall und Bauchschmerzen. Unter Nesselfieber, Atemnot und Kopfschmerzen leiden Betroffene ebenfalls häufig. Meist zeigen sich die Symptome innerhalb von vier Stunden nach dem Genuss von histaminreichen Speisen.

Kann eine Histamin-Intoleranz lebensbedrohlich sein?
Nein. Das ist nicht wie bei einer Allergie, bei der ein allergischer Schock zum Tod führen kann. Aber eine Histamin-Unverträglichkeit kann die Lebensqualität massiv vermindern.

Wie wird sie diagnostiziert?
Es gibt nicht den einen Test, der eine Histamin-Intoleranz anzeigt. Deshalb dauert es oft lange bis zur Diagnose. In der Regel werden zuerst Lebensmittelallergien ausgeschlossen. Dann wird geprüft, ob sich die Symptome durch den Verzicht auf histaminreiche Lebensmittel und unter dem Einfluss von Antihistaminika verbessern. Zudem können verschiedene Haut- und Bluttests oder ein Provokationstest mit Histamingabe Hinweise auf eine Intoleranz liefern.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
In der Regel wird mit einer Fachperson analysiert, auf welche Produkte künftig verzichtet werden soll, damit der Histaminspiegel nicht zu sehr ansteigt. Weiter helfen die bereits angesprochenen Antihistaminika sowie Kapseln, die das Enzym Diaminoxidase enthalten und dadurch den Abbau von Histamin unterstützen. Bei einer sehr schweren Unverträglichkeit kommt ein Medikament zum Einsatz, das alle vier Wochen gespritzt wird und das Freisetzen von Histamin reduziert.

 

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