«Beschwerden lassen sich oft ohne Operation beseitigen»

Interview Jeanne Fürst und Fabienne Eichelberger, 12. Oktober 2023

Hämorrhoiden sind Schwellkörper am Ausgang des Enddarms. Wenn sie sich vergrössern, wirds unangenehm. (Symbolbild: iStock)

Knapp 70 Prozent der Erwachsenen leiden unter Hämorrhoiden. Wer Blutspuren im Stuhl entdeckt, sollte eine Fachperson aufsuchen, sagt der Gastroenterologe Andreas Müller.

Andreas Müller, was sind Hämorrhoiden?
Das sind Gefässpölsterchen am Ende des Darms, die unmittelbar unter der Schleimhaut liegen. Jeder Mensch hat sie. Mit dem inneren und äusseren Muskel sorgen sie für unsere Kontinenz. Ohne sie würden wir Stuhl verlieren. Beschwerden verursachen Hämorrhoiden, wenn sie sich vergrössern oder absenken.

Welche Symptome machen sich bemerkbar?
Blutspuren auf dem Toilettenpapier oder im Stuhl. Dann sollte man eine Fachperson aufsuchen, etwa um einen Tumor als Ursache auszuschliessen. Weitere Symptome sind Druckgefühle, Juckreiz, Brennen, Hautausschläge oder Entzündungen. Im fortgeschrittenen Stadium kann es zur Störung der Stuhlkontinenz kommen.

Andreas Müller ist Facharzt für Gastroenterologie an der Klinik Hirslanden in Zürich.

Was sind die Risikofaktoren für krankhaft veränderte Hämorrhoiden?
Dazu gehören Durchfall, der zu Schmerzen und Entzündungen am After führt, chronische Verstopfungen, die lange WC-Sitzungen und starkes Pressen zur Folge haben, sowie Bewegungsmangel und Übergewicht. Auch schlechtes Toilettenpapier kann Irritationen begünstigen.

Wie werden Hämorrhoidalleiden behandelt?
Das hängt vom Stadium ab. Als Erstes sollte man versuchen, den Stuhlgang zu regulieren, indem man ballaststoffreich isst und etwa zu Flohsamen greift. Zudem kann man auf Salben und Zäpfchen mit oder ohne Cortison setzen. Die cortisonhaltigen Produkte darf man nicht zu lange anwenden, da sie die Schleimhaut angreifen können.

Welche weiteren Möglichkeiten gibt es?
Nicht invasive Methoden wie die Gummiband-Ligatur. Dabei stülpt der Arzt oder die Ärztin ein Gummiband über vergrösserte Hämorrhoiden, wodurch die Durchblutung abgeklemmt wird und die Schwellkörper sich wieder verkleinern. Weiter können Hämorrhoiden mit einem Infrarot-Laser verödet werden. Dadurch stirbt das Gewebe ab. Beides sind kleine Eingriffe, bei denen die Betroffenen nicht sediert werden müssen.

Wann sind Operationen nötig?
Bei einem massiven Leiden. Bewährt hat sich die sogenannte Longo-Methode: Der Chirurg setzt oberhalb des Analkanals Klammern, wodurch sich die Blutzufuhr in die Hämorrhoiden verringert. Zudem wird die Schleimhaut am Enddarm fixiert, was ein erneutes Absenken der Hämorrhoiden verhindert. Grössere Operationen, bei denen die Hämorrhoiden entfernt werden, sind selten. Meist gelingt es mit nicht invasiven Methoden, die Patientinnen und Patienten von den Beschwerden zu befreien.

 

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