«Die Therapien haben sich massiv verbessert»

Interview Jeanne Fürst und Fabienne Eichelberger, 31. August 2023

(Symbolbild: iStock)

6500 Frauen erkranken in der Schweiz jährlich an Brustkrebs. In der Behandlung wurden in den letzten Jahren grosse Fortschritte erzielt, sagt Gynäkologin Rosanna Zanetti Dällenbach.

Rosanna Zanetti Dällenbach, wird Brustkrebs in der Regel durch einen tastbaren Knoten erkannt?
Bis in die 90er-Jahre war das so. Heutzutage entdecken wir dank der Mammografie, bei der die Brust geröntgt wird, und des Ultraschalls jedoch viele Tumore, die man durch Abtasten noch nicht spüren würde. Die Technik hat sich in den letzten Jahren massiv verbessert.

Ab welchem Alter ist es sinnvoll, regelmässig zur Vorsorgeuntersuchung zu gehen?
I
ch rate Frauen ab 50, alle zwei Jahre eine Mammografie – wenn möglich im Rahmen eines Screening-Programms – machen zu lassen. Zudem sollten alle Frauen jährlich zur gynäkologischen Kontrolle.

Rosanna Zanetti Dällenbach ist Chefärztin Gynäkologische Onkologie am Claraspital Basel.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es bei Brustkrebs?
Die Operation, mit der ein Tumor entfernt wird, die Bestrahlung, die Krebszellen gezielt zerstört, und die medikamentöse Therapie, zu der die Chemo-, die Immun- und die Antihormontherapie zählen, welche Krebszellen im ganzen Körper bekämpft.

Wann wird welche Therapie angewendet?
I
n einem frühen Stadium und bei einer guten Biologie des Tumors setzt man auf eine brusterhaltende Operation mit einer Bestrahlung und einer Antihormontherapie. Bei einem sehr aggressiven Tumor, der bereits Metastasen gebildet hat, kann in der Regel nicht mehr operiert werden, und es kommt oft eine Chemotherapie zum Einsatz. Dies sind jedoch zwei Extrembeispiele. Dazwischen gibt es diverse Varianten, die je nach Biologie des Tumors gewählt werden.

Was beinhaltet diese genau?
Wir analysieren mittels einer Biopsie, ob der Tumor auf eine Antihormon- oder Antikörpertherapie reagiert, ob er schnell wächst und wie aggressiv die Krebszellen sind. Weiter wird überprüft, wie gross der Tumor ist und ob die Krebszellen möglicherweise die Lymphknoten befallen haben.

Welche Fortschritte wurden bei den Therapien in den letzten Jahren erzielt?
In den 90er-Jahren gab es lediglich einen Typ von Chemotherapie und ein Medikament für die Antihormontherapie. Heute gibt es eine Unzahl von Chemotherapien und mehrere verschiedene Antihormontherapien. Die Immuntherapie kommt in der Schweiz seit 20 Jahren zum Einsatz. Generell wird der Tumor immer zielgerichteter angegriffen. Es gibt auch kaum mehr Brustentfernungen, sondern man operiert in der Regel brusterhaltend.

 

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