«Ausschlag ist am ganzen Körper möglich»

Interview Jeanne Fürst und Fabienne Eichelberger, 6. Juli 2023

(Symbolbild: iStock)

Eine Gürtelrose tritt nicht nur im Gürtelbereich oder mit brennenden Bläschen auf. Die Dermatologin Annett Härtel sagt, welche Symptome zu beachten sind.

Annett Härtel, was ist eine Gürtelrose?
Eine Virusinfektion. Hatte man als Kind die Windpocken – auch bekannt als «Wilde Blattern» –, schlummern sogenannte Varicella- Zoster-Viren im Körper. Bei geschwächtem Immunsystem können sie reaktiviert werden und sich verbreiten.

Gibt es weitere Ursachen für das Entstehen einer Gürtelrose?
Sonnenlicht kann die Krankheit auslösen. Allerdings liegt auch dann ein geschwächtes Immunsystem zugrunde: UV-Strahlen belasten das Immunsystem. Ähnlich verhält es sich mit Stress, einem ungesunden Lebensstil oder im höheren Alter: Alle diese Risikofaktoren schwächen das Immunsystem und begünstigen dadurch das Entstehen einer Gürtelrose.

Annett Härtel ist Dermatologin und ärztliche Leiterin der Somamedica AG, Schweiz.

Welche Symptome deuten auf eine Gürtelrose hin?
Typisch sind kleine Bläschen auf geröteter Haut und einseitige Schmerzen, die von den Betroffenen als einschiessend, brennend oder dumpf beschrieben werden.

Treten die Bläschen hauptsächlich im Gürtelbereich auf?
Nein, sie können sich an jeder Stelle des Körpers zeigen. 30 bis 40 Prozent der Patientinnen und Patienten haben etwa Bläschen im Gesicht oder am Gaumen. Dies kann sehr gefährlich sein und unter anderem zum Erblinden führen. Bei rund 10 Prozent der Betroffenen sind jedoch keine Bläschen zu sehen, und die Gürtelrose zeigt sich ausschliesslich mit Nervenschmerzen oder Überempfindlichkeiten der Haut.

Wie sollte man bei Symptomen reagieren?
Unbedingt eine medikamentöse Behandlung einfordern – am besten innerhalb von 72 Stunden. Die Medikamente unterdrücken das Verbreiten der Viren und sind gut verträglich.

Welche weiteren Behandlungsmethoden gibt es?
Da der Inhalt der Hautbläschen ansteckend ist, versucht man, diese mit Salben einzutrocknen. Hat sich das Virus bereits ausgebreitet, wird zu einer Schmerztherapie geraten, damit sich der Schmerz nicht im Gehirn einprägt und keine chronischen Schmerzen entstehen. Dazu können zum Beispiel Paracetamol und Codein verwendet werden.

Gegen Gürtelrose kann man sich impfen lassen. Wer sollte das tun?
Das Bundesamt für Gesundheit empfiehlt die Impfung gesunden Menschen ab 65 Jahren und Jüngeren, wenn sie eine Immunschwäche haben. In diesen Fällen wird sie von der Krankenkasse bezahlt. Zudem können Kinder gegen Windpocken geimpft werden, was sie vor einer späteren Erkrankung an Gürtelrose schützt.

 

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