«Biologika revolutionieren die Asthma-Therapie»

Interview Jeanne Fürst und Fabienne Eichelberger, 23. März 2023

(Symbolbild: iStock)

Die Atemwegserkrankung Asthma ist für Betroffene lästig. Neue Therapien können die allergische Reaktion unterbrechen, weiss der Pneumologe Thomas Sigrist.

Thomas Sigrist, was passiert im Körper bei Asthma?
Ein Allergen oder eine andere Ursache kann eine Entzündung der Schleimhaut in den Bronchien auslösen. Sie schwillt an, es bildet sich teilweise zäher Schleim und die Muskeln verkrampfen sich, wodurch die Bronchien enger werden und weniger Luft hinein und heraus gelangt.

Mit welchen Symptomen zeigt sich das?
Die Entzündung löst oft Husten aus, das Verengen der Bronchien ein Gefühl von Atemnot. Auch bei einem Druck auf der Brust, einer Leistungsminderung oder einem Pfeifen beim Atmen könnte Asthma dahinterstecken. Alle diese Symptome sind jedoch unspezifisch. Das heisst, sie müssen nicht zwingend auf Asthma hindeuten. Atemnot kann zum Beispiel auch aufgrund einer Herzkrankheit entstehen.

Thomas Sigrist ist ist Leiter Departement Innere Medizin und Chefarzt Pneumologie der Klinik Barmelweid.

Wie wird Asthma behandelt?
In erster Linie wird versucht, die Ursache des Asthmas zu eruieren. Ist diese gefunden, kann man sie direkt behandeln oder versuchen, den Asthma-Trigger zu vermeiden. Das ist etwa bei einer Allergie auf Tierhaare einfacher, als wenn die Krankheit durch Kälte ausgelöst wird.

Was geschieht, wenn man die Trigger nicht beseitigen kann?
Dann kommen meist Inhalationsmittel mit Kortison zum Einsatz, welche dafür sorgen, dass die Schleimhaut abschwillt, sich die Muskulatur entspannt und die Bronchien sich weiten.

Haben die kortisonhaltigen Präparate Nebenwirkungen?
Im Vergleich zu Tabletten enthalten die Inhalationsmittel eine viel geringere Dosis Kortison, weshalb die bekannten und von vielen Patientinnen und Patienten gefürchteten Nebenwirkungen wie Osteoporose, Blutzuckerkrankheit oder Gewichtszunahme kaum auftreten. Die häufigste Nebenwirkung bei Inhalationsmitteln ist Heiserkeit.

Immer öfter werden auch sogenannte Biologika eingesetzt. Wie wirken sie?
Sie unterbrechen die allergische Kettenreaktion, indem sie einzelne Botenstoffe blockieren. Die Biologika helfen besonders Betroffenen, welche eine erhöhte Anzahl eosinophiler Granulozyten – eine Untergruppe der weissen Blutkörperchen – aufweisen, was auf eine spezielle Entzündungsreaktion deutet.

Biologika sind nicht für alle Betroffenen geeignet?
Leider nicht. Aber für die Gruppe, die auf sie anspricht, bedeuten sie einen grossen therapeutischen Fortschritt. Man könnte die Biologika gar als Revolution in der Asthma-Therapie bezeichnen, wie es sie seit dem Aufkommen der Inhalationsmittel nicht mehr gegeben hat.

 

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