«Die Operation ist zu 99 Prozent erfolgreich»

Interview Jeanne Fürst und Fabienne Eichelberger, 2. März 2023

(Symbolbild: iStock)

Im Alter verengt sich häufig unser Wirbelkanal. Den meisten Betroffenen kann jedoch geholfen werden, sagt der Spezialist, Chirurg José Miguel Spirig.

José Miguel Spirig, mindestens 15 Prozent der Menschen über 60 zeigen Anzeichen einer Spinalkanalstenose. Was ist das?
Eine Verengung des Spinalkanals – eines Kanals, der durch die Wirbelsäule verläuft und in dem sich Nerven befinden. Bei einer Spinalkanalstenose wachsen Wirbelgelenke, Bänder oder Anteile der Bandscheiben in den Kanal ein. Sie drücken auf die Nerven, was zu Rückenschmerzen und Ausstrahlungen in die Beine führen kann.

Welche weiteren Symptome sind typisch?
Schmerzen beim Laufen und Aufrechtstehen. In diesen Positionen ist der Wirbelkanal enger als bei gebeugter Haltung. Bei fortgeschrittener Erkrankung können Nervenschädigungen auftreten, die sich durch eine verminderte Sensibilität oder sogar Lähmungen in den Beinen zeigen. Reagiert man dann nicht, kann es zu bleibenden Lähmungen kommen. Welchen Bereich der Wirbelsäule betrifft eine Spinalkanalstenose? Am häufigsten treten Spinalkanalstenosen in der Lendenwirbelsäule auf, seltener am Hals. Dort hat die Erkrankung auch andere Konsequenzen, da das Rückenmark eingeklemmt wird und nicht die Nervenfasern.

José Miguel Spirig ist Leitender Arzt Wirbelsäulenchirurgie an der Universitätsklinik Balgrist, Zürich.

Weshalb kommt es zu diesen Verengungen?
Vor allem durch Abnutzung. Die Bandscheiben etwa verlieren im Alter an Höhe und werden breiter. So wölben sie sich in den Spinalkanal vor. Ebenso nutzen sich Bänder und Gelenke ab, werden grösser und wölben sich in den Spinalkanal hinein.

Sind davon nur ältere Menschen betroffen?
Der typische Patient ist über 50 Jahre alt. Es können jedoch auch jüngere Menschen eine Verengung des Wirbelkanals aufweisen. Dann liegt häufig ein angeboren enger Spinalkanal vor.

Wie wird eine Spinalkanalstenose behandelt? Sind keine Nerven beschädigt, werden Schmerzmittel und Physiotherapie verschrieben. Letztere dient unter anderem dazu, die Rumpfmuskulatur zu stärken. Zudem können Kortisonspritzen und lokale Betäubungsmittel helfen, die Entzündung und Nervenschmerzen zu lindern. Hält die Wirkung nicht lange genug an, wird eine Operation in Betracht gezogen.

Was wird dann gemacht?
Man erweitert den Spinalkanal und schafft Platz für die Nerven, indem man die eingewachsenen Strukturen entfernt.

Wie hoch sind dabei die Erfolgschancen?
90 Prozent der Patientinnen und Patienten profitieren von einer Operation. Zudem sind die Risiken relativ gering. Viele Betroffene fürchten, dass Nerven verletzt werden. Das passiert jedoch äusserst selten.

 

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