«LSD könnte Symptome einer Depression lindern»

Interview Jeanne Fürst und Fabienne Eichelberger, 23. Februar 2023

(Symbolbild: iStock)

Als Droge ist die Substanz LSD illegal. Doch bei psychischen Leiden kann sie auch helfen – sofern sie unter Aufsicht konsumiert wird, sagt Psychiater Felix Müller.

Felix Müller, LSD gilt als Rauschmittel. Warum kann das Halluzinogen bei Depressionen helfen?
Wie die Wirkung ausgelöst wird, ist noch nicht abschliessend be­ kannt. Studien zeigen aber, dass LSD und andere Halluzinogene depressive Symptome lindern können. Dazu gibt es zwei The­sen: Die eine geht von einem biologischen Mechanismus aus, wie etwa einer stärkeren Ver­netzung der Nervenzellen im Gehirn. Die andere sieht einen psychologischen Mechanismus als Ursache, durch den sich der Blick auf die Welt und die eige­nen Probleme verändern kann.

Was erleben Menschen, die sich mit LSD behandeln lassen?
Manche berichten von einer be­ glückenden Erfahrung, andere empfinden ihren «Trip» als an­strengend. Die meisten nehmen ihre Emotionen stärker und dif­ferenzierter wahr. Oft sehen sie auch Farben intensiver oder sind eher berührt von Musik.

Felix Müller leitet an den Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel die Forschung für substanzgestützte Therapie.

Besteht die Gefahr eines Horrortrips?
Im klinischen Rahmen werden Massnahmen getroffen, um die­ ses Risiko zu minimieren. LSD kann unangenehme Gefühle auslösen, wenn schwierige Er­lebnisse hochkommen. Horror­trips hingegen passieren meist bei unkontrollierter Einnahme.

Wie verläuft eine Therapie mit LSD?
LSD dient als Ergänzung zu einer Psychotherapie. Es werden Vor- und Nachgespräche geführt, um die Einnahme vorzubereiten und das Erlebte einzuordnen. Der Effekt von LSD kann bis zu 14 Stunden anhalten. In dieser Zeit werden die Patientinnen und Patienten von einer Fachperson betreut.

Welche Gefahren birgt die Behandlung?
Auf körperlicher Ebene keine: LSD macht weder abhängig, noch kann es zu einer Überdosis kommen. Wichtig ist, dass keine Menschen mit einer Veranlagung für psychotische Erkrankungen mit Halluzinogenen behandelt werden.

Welche Vorteile hat LSD gegenüber Antidepressiva?
Eine Behandlung mit LSD könnte nach aktuellem Forschungsstand nach wenigen Sitzungen einen positiven Effekt haben, der über Monate anhält. Antidepressiva hingegen müssen täglich eingenommen werden. Zudem hat LSD nicht die für Antidepressiva typischen Nebenwirkungen wie Schlafstörungen und Gewichtszunahme.

Wird LSD nur für die Forschung eingesetzt?
LSD darf weltweit nur im Rahmen von Studien genutzt werden. In der Schweiz ist es jedoch in Ausnahmefällen und mit einer Sonderbewilligung vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) möglich, Menschen ausserhalb von Studien mit LSD zu behandeln.

 

Empfehlen Sie diesen Beitrag weiter: