«Das Ziel des Lebens ist die Liebe»

Interview Jeanne Fürst und Fabienne Eichelberger, 22. Dezember 2022

Bo Katzman ist Musiker und erlebte mit 20 Jahren eine Nahtoderfahrung.

Bo Katzman wurde in jungen Jahren mit der eigenen Endlichkeit konfrontiert. Nach einem Unfall war er einen Moment klinisch tot. Eine beglückende Erfahrung, sagt der Musiker.

Bo Katzman, viele Menschen fürchten sich vor dem Tod. Sie auch?
Im Gegenteil. Für mich ist der Tod eine Geburt. Man verlässt die Enge des Körpers und betritt eine geistige Freiheit. Das ist erlösend und beglückend.

Sie waren einst für zwei Minuten klinisch tot. Was ist passiert?
Ich hatte im Alter von 20 Jahren einen schweren Motorradunfall und wurde ins Spital transportiert. Mitten in der Operation wachte ich auf – allerdings nicht in meinem Körper. Ich erlebte mich an der Decke schwebend und sah mich auf dem Operationstisch liegen. Die Gedanken der Anwesenden konnte ich wie gesprochene Worte wahrnehmen. Kurz darauf wurde ich von einer unbekannten Kraft aus dem Saal rausgezogen in eine andere Dimension.

Was beeindruckte Sie während Ihres Aufenthalts in dieser anderen Dimension besonders?
Drei Dinge: Das erste war die Zeitlosigkeit. In dieser anderen Dimension nahm ich das Vorher, das Jetzt und das Nachher gleichzeitig wahr. Das zweite war die Teilnahme am geistigen Wissen. Plötzlich wusste ich restlos alles, was man wissen kann. Das dritte war die Begegnung mit einem Phänomen, das ich Liebesenergie nenne. Sie gab mir zu verstehen, dass ich nichts zu befürchten habe und bedingungslos geliebt werde.

Wissenschaftler erklären Nahtoderfahrungen unter anderem mit einer extremen Endorphinausschüttung, die Halluzinationen hervorruft. Was halten Sie davon?
So etwas sagt nur jemand, der selbst keine Nahtoderfahrung gemacht hat. Was ich erlebte, kann nicht in materiell orientierten Kategorien beschrieben werden. Es ist geistiger Natur. Dazu hat die Wissenschaft keinen Zugang.

Wie hat die Nahtoderfahrung Ihr weiteres Leben beeinflusst?
Nach meiner Genesung versuchte ich herauszufinden, was passiert war. Ich konnte mir das Erlebte nicht erklären und wusste nur, dass es etwas Gewaltiges war. In den 70er-Jahren gab es noch kaum Forschung und Literatur dazu. Ich fühlte mich deshalb allein mit meiner Erfahrung und konnte jahrelang mit niemandem darüber sprechen.

Was haben Sie aus Ihrer Nahtoderfahrung gelernt?
Für mich ist seither klar, was der Sinn des Lebens ist: nämlich lernen zu lieben. Jeder Lebensweg ist ein Weg zur Liebe. Ein anderes Ziel gibt es nicht.

Wie beeinflusst das Ihren Alltag?
Ich schwebe nicht jeden Tag auf Wolken und wurde durch die Nahtoderfahrung auch kein Heiliger. Aber ich bemühe mich, als seelisch gereifter Mensch aus dem Leben zu gehen.

 

Empfehlen Sie diesen Beitrag weiter: