«Säureblocker helfen bei Reflux»

Interview Jeanne Fürst und Nicole Krättli, 13. Oktober 2022

Stösst Magensaft durch die Speiseröhre auf, kann dies die Schleimhäute entzünden.

Wenn zum sauren Aufstossen Schluckprobleme hinzukommen, sollte dringend eine Ärztin oder ein Arzt aufgesucht werden, sagt die Gastroenterologin Miriam Thumshirn.

Miriam Thumshirn, wie viele Menschen leiden in der Schweiz unter Reflux?
15 bis 20 Prozent der erwachsenen Bevölkerung sind von Reflux betroffen.

Das saure Aufstossen empfinden viele als unbedenklich. Gibt es Situationen, in denen Reflux gefährlich sein kann?
In der Regel ist das saure Aufstossen zwar unangenehm, aber unbedenklich. Aufmerksam sollten Betroffene werden, wenn das saure Aufstossen an mehr als zwei bis drei Tagen pro Woche vorkommt und allenfalls mit Brennen verbunden ist. Dann empfiehlt sich ein Besuch bei der Hausärztin oder beim Hausarzt.

Welche Ursachen können zu Reflux führen?
Ein schwacher Schliessmuskel zwischen der Speiseröhre und dem Magen kann einen Reflux begünstigen. Auch Übergewicht spielt eine grosse Rolle, denn je höher der Druck im Bauchraum ist, desto stärker wird der Reflux gefördert.

Miriam Thumshirn ist Chefärztin bei Clarunis – Universitäres Bauchzentrum Basel.

Gibt es Hinweise, die auf eine bösartige Veränderung der Speiseröhre hindeuten?
Kommen zum sauren Aufstossen Schluckprobleme – bei flüssiger wie auch fester Nahrung – hinzu, ist das ein ernst zu nehmendes Warnsignal. Ursache dafür könnte beispielsweise eine schwere Entzündung sein, eine Einengung der Speiseröhre durch eine Narbe oder im schlimmsten Fall durch einen Tumor.

Worauf kann man dann achten?
Sobald Blut hochkommt oder Speiseröhrenkrebs in der Familie bekannt ist, rate ich dringend zu einer ärztlichen Konsultation.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Leichte Refluxbeschwerden lassen sich gut mit säurebindenden Medikamenten neutralisieren. Wenn es allerdings darum geht, starke und häufig auftretende Beschwerden oder Entzündungen zu behandeln, sind üblicherweise Säureblocker das Mittel der Wahl.

Säureblocker haben zahlreiche Nebenwirkungen.
Was ist nun das geringere Übel: Reflux oder die Einnahme der Medikamente? Bei leichten oder mittelschweren Beschwerden reicht eine kurzfristige Behandlung mit Säureblockern. Diese ist unbedenklich und hat keine Nebenwirkungen. Es ist aber korrekt, dass die Langzeitanwendung insbesondere für Osteoporosepatientinnen und -patienten oder Menschen mit einem höheren Risiko, an Osteoporose zu erkranken, problematisch sein kann. Diese Patientengruppen müssen zusätzlich zu den Säureblockern Kalzium einnehmen, um die Nebenwirkungen auszugleichen.

 

 

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