«Eine Behandlung macht wieder leistungsfähig»

Interview Jeanne Fürst und Danica Gröhlich, 6. Oktober 2022

(Symbolbild: Pixabay)

Lungenhochdruck ist eine lebensbedrohliche Erkrankung. Wie es dazu kommt und warum Bewegung wichtig ist, sagt der Pneumologe Michael Tamm.

Michael Tamm, wie kommt es zu Lungenhochdruck?
Eine pulmonal-arterielle Hypertonie entsteht, wenn die durch die Lunge führenden Gefässe verengt sind. In der Folge muss die rechte Herzhälfte das sauerstoffarme Blut entgegen dem Widerstand durch die Lungen pumpen. Der Druck in der rechten Herzhöhle steigt.

Was hat dies für Folgen?
Interessanterweise spürt nur ein Teil der Patientinnen und Patienten Atemnot als Hauptsymptom. Viele geben jedoch an, dass sie deutlich weniger leistungsfähig und müder sind. Beispielsweise können sie nicht mehr ohne Pause Treppen steigen. Häufig dauert es über ein Jahr, bis die Diagnose des Lungenhochdrucks gestellt wird. Dazu dient dann ein Herzultraschall, die Echokardiografie. Zur definitiven Bestätigung wird ein Rechtsherzkatheter eingeführt. Diese Sonde misst den Lungenblutdruck im rechten Vorhof und in der rechten Herzkammer.

Michael Tamm ist Chefarzt für Pneumologie und Leiter des Lungenzentrums am Universitätsspital Basel.

Welche Ursachen sind bekannt?
Für einen Lungenhochdruck gibt es verschiedene Ursachen. Etwa wenn die linke Herzseite krank ist, schlecht pumpen kann und sich das Blut auf die rechte Seite zurückstaut. Aber auch angeborene oder erworbene Herzfehler. Im fortgeschrittenen Stadium vieler Lungenerkrankungen mit anhaltendem Sauerstoffmangel kann es ebenfalls zu einem Lungenhochdruck kommen. Etwa durch eine Lungenfibrose mit der Vermehrung von Bindegewebe im Lungenkreislauf. Oder nach Lungenembolien. Hier bleibt ein Blutgerinnsel in den Lungengefässen stecken und führt zu einer Überlastung der rechten Herzhälfte. Blutverdünnung löst dann die meisten Lungenembolien auf. Bei einer grossen Anzahl Betroffener weiss man aber nicht, woher der Lungenhochdruck kommt. Hier sprechen wir von idiopathischer pulmonal-arterieller Hypertonie, die nicht selten jüngere oder Frauen mittleren Alters betrifft. Zu dieser Art von Lungenhochdruck zählen auch entzündliche Rheumaerkrankungen. Lungenhochdruck kann auch bei schwerstem unbehandeltem Schlafapnoe-Syndrom auftreten, also bei anhaltenden Atemaussetzern mit Sauerstoffmangel.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Es gibt wirksame Medikamente gegen Lungenhochdruck. Diese führen zu einer Öffnung der Lungengefässe und zu einer verbesserten Pumpleistung des Herzens. Menschen mit Lungenhochdruck sollten sich körperlich betätigen, sich aber nicht überanstrengen. Die Behandlung des Lungenhochdrucks führt zwar nicht zu einer Heilung, aber zu einer Verbesserung der Leistungsfähigkeit.

 

 

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