Von Ginette Wiget, 29. Juni 2022
Endlich Sommerferien, für viele die schönste Zeit des Jahres. Umso ärgerlicher ist es, wenn diese durch Übelkeit, Durchfall oder Sonnenstich getrübt wird. Die wichtigsten Tipps, damit Sie auf Reisen gesund bleiben.
Impfungen
Wer ins Ausland reisen will, sollte vorher seinen Impfschutz überprüfen. «Lassen Sie sich ärztlich beraten, welche Impfungen und medikamentöse Prophylaxen nötig sind», sagt Barbara Jakopp, Leiterin der Reisemedizin und des Impfzentrums am Kantonsspital Aarau. Am besten findet die reisemedizinische Beratung frühzeitig statt. Denn manchmal braucht es für die volle Wirkung einer Impfung zwei oder drei Dosen in Abständen von mehreren Wochen oder Monaten.
Reisekrankheit
Die plötzliche Übelkeit, die im Bus, Auto, Flugzeug oder auf dem Schiff auftreten kann, wird Reisekrankheit genannt. Sie entsteht, wenn das Gehirn unterschiedliche Informationen von den Sinnesorganen erhält: Das Gleichgewichtsorgan nimmt im Inneren des Transportmittels Bewegungen wahr, unser Auge hingegen nicht. Dieser Widerspruch löst im Gehirn Übelkeit aus. «Besonders Kinder sind anfällig dafür », sagt Barbara Jakopp. Damit es gar nicht so weit kommt, sollte man im Auto oder Bus besser nicht lesen oder lange aufs Handy schauen. «Sitzen Sie stattdessen möglichst vorne, schauen Sie aus dem Fenster und fixieren Sie einen Punkt am Horizont. » Sie empfiehlt ausserdem, vor der Reise eine leichte Mahlzeit einzunehmen. Während der Fahrt kann es helfen, Kaugummi zu kauen oder Ingwer-Bonbons zu lutschen. Zudem gibt es die Möglichkeit, vorbeugend bestimmte Medikamente gegen die Reisekrankheit einzunehmen, etwa solche mit dem Wirkstoff Dimenhydrinat.
Reisedurchfall
In den Ferien wird gerne geschlemmt, manchmal mit unangenehmen Folgen. «Reisedurchfall ist ein häufiges Problem», weiss Barbara Jakopp. «Meist ist eine mangelnde Lebensmittelhygiene in der Restaurantküche oder verunreinigtes Leitungswasser die Ursache. » Um Durchfall vorzubeugen, verzichtet man in fernen Ländern besser auf Leitungswasser, Eiswürfel, rohes Gemüse, Salate und nicht schälbares Obst. Tritt das Problem dennoch auf, sollte man viel trinken, um den Flüssigkeits- und Salzverlust auszugleichen, zum Beispiel stilles Mineralwasser, Bouillon, verdünnten Fruchtsaft oder gezuckerten Tee mit einer Prise Salz. Medikamente, die den Durchfall hemmen, empfiehlt die Ärztin nur, wenn man länger unterwegs ist und keine Toilette zur Verfügung steht. Ein Arztbesuch ist laut Jakopp nötig, wenn der Stuhl Blut aufweist oder zum Durchfall Fieber und/oder Schüttelfrost dazukommen. Babys und ältere Menschen dehydrieren schneller und sollten bei starkem, anhaltendem Durchfall immer zum Arzt.
Mückenstiche
Gegen Mücken schützen Sprays mit dem Wirkstoff DEET oder Icaridin. «Wichtig ist dabei, zuerst das Sonnenmittel und erst dann den Mückenspray aufzutragen», betont Barbara Jakopp. Sie rät zudem zu luftigen langen Kleidern, um die Mücken vom Stechen abzuhalten. Auch Moskitonetze über dem Bett bieten nachts Schutz. Besonders in den Tropen sei es wichtig, sich gut zu schützen, da die Mücken Krankheiten wie Malaria oder Denguefieber übertragen können. Haben die Mücken zugestochen, bringt eine juckreizstillende und kühlende Salbe Linderung.
Sonnenschutz
Um einen Sonnenbrand zu verhindern, lohnt es sich, das Sonnenschutzmittel grosszügig aufzutragen. «Spätestens nach sechs Stunden sollte man sich erneut eincremen, dasselbe gilt nach einem Aufenthalt im Wasser», sagt Barbara Jakopp. Babys gehören im ersten Lebensjahr nicht an die pralle Sonne. Auch Kinder und Erwachsene sollten sich zwischen 11 und 15 Uhr möglichst im Schatten aufhalten. Zudem empfiehlt die Leiterin der Reisemedizin, in der Sonne eine Kopfbedeckung zu tragen, um sich vor einem Sonnenstich zu schützen. Dieser zeigt sich meist durch einen hochroten und heissen Kopf, Schwindel, Kopfschmerzen und Erbrechen. Ursache für die Beschwerden ist eine Reizung der Hirnhaut, die mit einer Entzündungsreaktion einhergeht. «Bei einem Sonnenstich sollte man viel trinken, Schatten aufsuchen und sich feuchte Tücher auf den Nacken legen», rät Barbara Jakopp. Werden die Beschwerden nicht besser, braucht es einen Arzt. Kommt es zu einem Hitzschlag, muss sofort die Notnummer des jeweiligen Landes gerufen werden. Dieser entsteht, wenn man sich in der Hitze zu sehr anstrengt und zu wenig trinkt. Symptome sind ein schneller Puls, hohes Fieber, Schwindel und Bewusstseinstrübung. Als Erste-Hilfe-Massnahme sollte man die Person in den Schatten bringen, ihre Beine hochlagern, ihren Körper kühlen und ihr viel zu trinken geben.
Verkehrsunfälle
Verkehrsunfälle sind eine unterschätze Gefahr im Urlaub. «Sie landen neben den Magen-Darm-Beschwerden auf Platz eins der Gesundheitsrisiken in den Ferien», sagt Barbara Jakopp. Die Ärztin empfiehlt, in Ländern mit schlechten Strassen- und Verkehrsverhältnissen nur tagsüber zu fahren. Von der Miete eines Motorrads rät sie ganz ab. «Motorradfahrende sind am meisten gefährdet, schwer zu verunfallen.» Wer das Risiko dennoch eingehen will, sollte erwägen, einen Helm von zuhause mitzubringen.
Medizinische Dokumente
Klären Sie vor den Ferien ab, ob für die Einreise ein Covid-19-Impfnachweis oder ein negativer Test benötigt wird und welche Corona- Regeln vor Ort gelten. «In Ländern, wo gewisse Impfungen wie Gelbfieber vorgeschrieben sind, muss bei der Einreise auch das gelbe Impfbüchlein vorgewiesen werden», sagt Barbara Jakopp. Wichtig sei zudem, die Krankenversicherungskarte dabei zu haben. Vor der Reise sollte ausserdem überprüft werden, ob der Versicherungsschutz ausreicht, wenn im Ausland ein medizinischer Notfall auftritt. Bei ungenügender Deckung kann eine Zusatzversicherung abgeschlossen werden.
Das gehört in die Reiseapotheke
- Wunddesinfektionsmittel
- Verbandsmaterial, Heft- und Blasenpflaster
- Schere und Pinzette
- Sonnencreme mit hohem Schutzfaktor
- Insektenschutzmittel
- Kühlende Salbe für Insektenstiche und leichte Verbrennungen
- Medikamente gegen Reisekrankheit, Übelkeit, Durchfall und Verstopfung
- Fieber- und Schmerzmittel, Fiebermesser
- Desinfektionsmittel für Hände und Gegenstände, Hygienemasken
Für Ferien in den Tropen braucht es allenfalls ein Malariamedikament und je nach Vorerkrankungen ein Notfall-Antibiotikum.
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