Können unsere Augen auch Sonnenbrand bekommen?

Von Danica Gröhlich, 15. Juni 2022

Können unsere Augen auch Sonnenbrand bekommen?
Schützendes Accessoire: Damit zu viel Sonne nicht ins Auge geht. (iStock)

Sommer, Sonne, Sonnenschein: Weshalb guter Schutz für die Augen wichtig ist, wie sonst Strahlen schädigen können und worauf Sie beim Kauf einer Sonnenbrille achten sollten.

Augen auf beim Sonnenbrillen-Kauf! Auch günstige Modelle können vor gefährlicher Strahlung schützen. Doch was gilt es zu beachten? Dominic Ramspeck verhilft der ganzen Familie in den Sommerferien zum Durchblick. Er ist Sprecher der Infostelle Optik-Schweiz, dem Verband für Optometrie und Optik.

Herr Ramspeck, weshalb ist guter Sonnenschutz auch für die Augen so wichtig?
Für alle, die viel draussen sind, ist ein guter Sonnenschutz wichtig: Neben der Haut reagieren gerade die Augen empfindlich auf Strahlungen ausserhalb des sichtbaren Lichtbereiches, vor allem im Ultraviolett-Bereich, den UV-Strahlen. (siehe Info-Box) Besonders im Schnee und am Wasser sind die Augen stark exponiert, da sie nicht nur der direkten, sondern auch der reflektierten Strahlung ausgesetzt sind. Darum sollte vor allem am Strand und in den Bergen auf einen guten UV-Schutz geachtet werden. Denn UV-bedingte Schädigungen des Sehvermögens sind bleibend und summieren sich. Eine chronische UV-Exposition ist daher gesundheitsgefährdend und unbedingt zu vermeiden. Am Meer kommt, wie gesagt, die reflektierende Wasserfläche dazu. In den Bergen nimmt der natürliche UVSchutz der Atmosphäre mit zunehmender Höhe ab – Hochalpinisten und Ballonfahrerinnen müssen ihre Augen speziell gut schützen.

Gibt es Sonnenbrand im Auge?
Ja, und das ist absolut schmerzhaft und unangenehm. Horn- und Bindehaut erholen sich zum Glück nach einem Tag wieder. Schwerwiegender sind die Folgen zu hoher Strahlenintensität für die Netzhaut im Inneren der Augen. Die Sehnerven können sich nicht mehr regenerieren. Es kommt zu Sehbeschwerden, gegen die man irgendwann nichts mehr machen kann. Wichtig ist, die Augen vor direkter Bestrahlung zu schützen – zum Beispiel mit einer «Dächlikappe». Am Strand und im Schnee nützt diese wegen der reflektierenden Flächen allerdings nur bedingt. Denn wie das Licht werden auch die UV-Strahlen gespiegelt und können so von allen Seiten ins Auge gelangen: Sie brauchen zusätzlich auch eine Sonnenbrille.

Woran erkenne ich denn eine gute Sonnenbrille?
Eine Sonnenbrille hat zwei unterschiedliche Schutzfunktionen: Gegen die Blendung durch sichtbares Licht hilft die ebenfalls sichtbare Tönung, der Schutz vor UV-Strahlung kommt durch unsichtbare Partikel im Schutzglas zustande und ist unabhängig von der Tönung der Gläser. Wichtig sind das CE-Zeichen sowie der Hinweis «UV400» oder «100% UV». Wie jede Brille, sollte auch eine Sonnenbrille gute, geschliffene Gläser haben – ohne Schlieren, Blasen oder Einschüsse, die zu Kopfschmerzen und müden Augen führen können. Das Glas darf auf leichten Fingerdruck nicht nachgeben. Als optischen Qualitätstest kann man die Brille vor sich hinhalten und einen Gegenstand fixieren: Beim Hin- und Herdrehen der Brille sollte er sich nicht verziehen oder verzerren.

Dominic Ramspeck, OptikSchweiz, Verband für Optometrie und Optik (zVg.)

Gibt es Unterschiede bei der Tönung der Sonnenbrillengläser?
Bei der Tönung ist einerseits die Farbe, andererseits die Intensität zu beachten. Graue Gläser bieten die neutralste Farbwiedergabe, braune einen angenehm warmen Farbton mit nur leichten Farbverfälschungen. Gelbe hingegen wirken kontrasterhöhend, was gut ist beim Skifahren oder Schiessen, aber nicht im Verkehr, da Signalfarben nicht mehr optimal wahrgenommen werden. Je nach Intensität der Tönung sind Sonnenschutzgläser in verschiedene Kategorien aufgeteilt. Fürs Mittelland ist die Kategorie 2 (Standard) optimal: Hier werden 18 bis 43 Prozent des sichtbaren Lichts herausgefiltert. Für den Aufenthalt am Strand oder auf dem Wasser ist die Kategorie 3 mit 8 bis 18 Prozent Lichtdurchlässigkeit angesagt. Ganz dunkle Gläser der Kategorie 4 (3 – 8%) sind für Extremsituationen, etwa in hochalpinen Regionen, und dürfen im Strassenverkehr nicht getragen werden.

Früher gab es Seh-Brillen mit Gläser, die sich an der Sonne automatisch verdunkelten.
Sogenannte phototrope Brillengläser gibt es nach wie vor – heute sind diese farbverändernden Gläser auch besser und schneller als früher. Solche Gläser werden mit Molekülen veredelt, die auf wechselndes Licht reagieren und eine chemische Reaktion an der Glasoberfläche auslösen.

Was gilt es zu beachten, wenn ich eine Sonnenbrille mit passender Sehstärke brauche?
Auch die korrigierende Sonnenbrille ist in erster Linie eine individuelle Sehhilfe, die optimal angepasst sein muss. Alternativ gibt es auch Sonnenschutz-Clips, die man einfach auf die Korrekturbrille aufstecken kann.

Worauf sollte man beim Sitz der Sonnenbrille achten?
Um das Auge vor Strahlung sicher zu schützen, muss auch das beste Glas gross genug sein. Bei zu kleinen Gläser dringen Licht und UV-Strahlung seitlich oder von oben ein. Idealerweise sollten die Gläser oben bis zu den Augenbrauen reichen und in der Breite das ganze Gesicht abdecken. Die Brille muss sicher und ohne zu verrutschen auf dem Kopf sitzen, ohne Druckstellen zu verursachen. Seitenschutz oder breite Bügel halten Streulicht von der Seite ab, sind aber wegen der Einschränkung des Sehbereichs im Verkehr nicht geeignet. Wer zum Beispiel Tennis spielt, sollte besonders hohe Gläser haben, die beim Aufschlag, also dem Blick in die Höhe, Schutz bieten. Auch Radfahrer, Bergsportler oder Orientierungsläufer haben spezielle Ansprüche, die sich mit geeigneten Sonnenschutzbrillen befriedigen lassen. Ihre Augenoptikerin oder Ihr Optiker weiss Rat!

Und worauf sollten Eltern beim Kauf einer Sonnenbrille für ihre Kinder schauen?
Generell ist Tageslicht wichtig für die Entwicklung von Kinderaugen. Denn zu wenig Naturlicht verändert den Bau des Auges, es wird länglicher und somit kurzsichtiger. Bei langen Aufenthalten im Freien ist guter Augenschutz aber angesagt. Kindersonnenbrillen sollten über grosse, qualitativ hochwertige Filtergläser und einen kindergerechten Nasensteg verfügen, aus geeigneten Materialien bestehen sowie, ohne Druck zu verursachen, sicher und bequem auf dem Kopf halten. Ist die Brille lästig, wird sie das Kind bald einmal weglegen. Wichtig ist vor allem auch ein Sonnenhut, um die Augen vor direkter Einstrahlung zu schützen. So steht den Augen der ungetrübte Sommer-Spass am Strand, am Pool oder in der Höhe nichts mehr im Wege.


UV-Strahlen und Blaulicht

Das besonders energiereiche UV-C wird von der Erdatmosphäre abgehalten. Auch die UV-B-Strahlen werden durch die Ozonschicht gemildert, teilweise abgehalten. UV-A-Strahlen dringen ebenso wie das sichtbare Licht und die Infrarotstrahlung ungehindert auf die Erde. Die chronische UV-Exposition erhöht das Risiko für Hauttumore und Schädigungen des Sehvermögens. Zu vermeiden sind ebenso auch wiederholte akute UV-Überdosierungen. Inwiefern auch das ans Ultraviolett anschliessende Blaulicht für die Augen schädlich sein kann, ist in der Fachwelt umstritten. Der Bereich 380 bis 400 Nanometer stellt den energiereichsten Teil der sichtbaren Strahlung (Blaulicht) dar. Sonnenschutz-Brillen filtern in der Regel Strahlung bis 400 nm heraus.


Danica Gröhlich ist Redaktorin bei «GESUNDHEITHEUTE», der Gesundheitssendung am Samstagabend auf SRF 1.
Empfehlen Sie diesen Beitrag weiter: