«Freude hilft der Gesundheit»

Interview Jeanne Fürst und Danica Gröhlich, 16. September 2021

Angela Rosengart ist Galeristin und Stifterin der Sammlung Rosengart in Luzern (Bild: Reto Vetterli)

Auch mit 89 Jahren arbeitet Angela Rosengart noch in ihrer Galerie. Die Grande Dame des Schweizer Kunsthandels sagt, was sie jung hält.

Frau Rosengart, ist Kunst Ihr Lebenselixier?
Natürlich ist Kunst für mich alles. Ich könnte nicht ohne Kunst leben. Seit meinem 17. Lebensjahr habe ich mit meinem Vater in der Galerie gearbeitet und war immer von Kunst und Künstlern umgeben. Picasso hat mich einst als junge Frau gemalt. Ich denke, Freude im Allgemeinen hilft der Gesundheit und hält jung. Und ich habe grosse Freude an dem, was ich mache. Das ist meine Gymnastik fürs Gehirn.

Was machen Sie für Ihre körperliche Gesundheit?
Seit über 20 Jahren mache ich jeden Morgen eine Viertelstunde lang die gleichen Übungen, die mir ein Physiotherapeut damals beigebracht hat. Besonders eine Übung liebe ich: Das «Absitzen» auf einen imaginären Stuhl ist fabelhaft und wirkt! Wenn mir etwas hinunterfällt, kann ich immer noch rasch in die Knie gehen und es aufheben. Oder vor kurzem ging ich mit einem Bekannten von der Luzerner Hofkirche die Treppe hinunter. Er war verblüfft, wie leicht ich das in meinem Alter noch schaffe. Alle staunen, wie beweglich ich noch bin.

Achten Sie auch auf Ihre Ernährung?
Nicht wirklich. Ich esse jeden Tag ein Stückchen Fleisch, aber nicht mehr als 40 Gramm. Dafür eine Menge Gemüse und Kartoffeln. Mittags trinke ich immer ein Glas Süssmost, abends eine Tasse Kräutertee. Alkohol habe ich in meinem Leben noch nie getrunken. Auch habe ich nie geraucht. Obwohl meine Eltern und viele Künstler wie Picasso ständig rauchten. Ich war wohl als Kind eine so starke Passivraucherin, das hat fürs Leben völlig gereicht.

Gab es in Ihrem Leben Schicksalsschläge?
Der Lockdown war zwar eine schlimme Zeit. Ein geschlossenes Museum ist etwas sehr Trauriges. Aber der einzig wirklich grosse Schicksalsschlag war der Tod meines Vaters 1985. Ich musste durchaus damit rechnen, denn er war fast 92 Jahre alt. Dennoch hat es mich tief getroffen. Ich habe fortan die Galerie alleine geführt. Die Arbeit hat mir geholfen, darüber hinwegzukommen. Und natürlich mein Umfeld. Mein bester Freund ist rund 20 Jahre jünger als ich, das erhält auch mich jung! Ich lebe sehr gerne alleine, aber es ist doch schön, Freundschaften zu pflegen.

Dann werden Sie Ihren 90. Geburtstag nächstes Jahr gross feiern?
Meine Mitarbeiterinnen wollen das. Ich sträube mich dagegen. Ich kann ja nichts dafür, dass ich Geburtstag habe. Und ich stehe nicht gerne im Mittelpunkt.

Befassen Sie sich mit der eigenen Endlichkeit?
Ich weiss, dass alles einmal zu Ende geht. Aber ich mache mir da keine Gedanken darüber. Ich habe auch keine Wünsche mehr. Das Museum war mein Traum, den ich mir erfüllen konnte. Natürlich habe auch ich kleine Bobos. Aber ich bin eigentlich glücklich, lebe im Hier und Jetzt – und für die Kunst.

 

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