«Meistens hilft es, den Arm zu schonen»

Interview Jeanne Fürst und Danica Gröhlich, 24. Juni 2021

(Symbolbild: iStock

Langes Arbeiten am Computer kann zu einem schmerzhaften Tennis-Ellbogen führen. Warum meist keine Operation nötig ist, sagt der Facharzt Karl Wieser.

Herr Wieser, was ist ein Golfer- und was ein Tennis-Ellbogen?
Bei beiden Krankheitsbildern handelt es sich um Veränderungen der Ursprungssehnen, von denen die Muskeln am Ellbogen ausgehen. Der deutlich häufigere Tennis-Ellbogen bezeichnet die Läsion, also die Verletzung oder Schädigung, der Handgelenksstrecker auf der Aussenseite des Ellbogens. Beim Golfer-Ellbogen handelt es sich um eine Läsion der Handgelenksbeuger, die ihren Ursprung auf der Innenseite des Ellbogens haben.

Kann ich mich nur beim Sport verletzen?
Tatsächlich ist die Überlastung der entsprechenden Muskulatur häufig sportlich bedingt, eine berufliche Überbeanspruchung ist aber auch möglich. Hier sind nicht nur schwere handwerkliche Tätigkeiten, sondern vor allem Bürojobs mit stundenlanger Computertätigkeit zu nennen. In selteneren Fällen kann es durch ein akutes Trauma, wie einen Sturz, zu einem Einriss in der Sehnenplatte am Ellbogen kommen.

Karl Wieser leitet die Schulter- und Ellbogenchirurgie in der Universitätsklinik Balgrist.

Sind diese Veränderungen am Ellbogen mit Schmerzen verbunden?
Typisch sind belastungsabhängige Schmerzen auf der Innen- oder Aussenseite des Ellbogens beim Anheben von Gegenständen. Bei schwerer Ausprägung können selbst bei Ruhe mehr oder weniger starke Schmerzen auftreten.

Wie sieht die Behandlung aus?
Die meisten Fälle können sehr gut mit konservativen Massnahmen behandelt werden: Schonung, Kühlung und begleitende Physiotherapie zur Dehnung sowie spätere Kräftigung der Muskulatur. Von Kortison-Spritzen raten wir beim Tennis- und beim Golfer-Ellbogen wenn immer möglich ab. Sie bringen zwar eine kurzfristige Linderung, der Effekt lässt jedoch schnell nach, und es können zusätzliche Gewebeschäden entstehen.

Betroffene müssen nicht zwingend unters Messer?
Operationen sind selten nötig und werden eigentlich nur empfohlen, wenn alle bisherigen Therapien nicht geholfen haben und die Betroffenen nach sechs bis zwölf Monaten immer noch unter Schmerzen leiden.

Dann ist normales Arbeiten oder Sport wieder möglich?
Die Prognose ist insgesamt sehr gut. Die meisten Patientinnen und Patienten sind nach drei Monaten wieder beschwerdefrei. Halten die Symptome jedoch länger an, sollte der Ellbogen genauer untersucht werden, beispielsweise mit einer Magnetresonanztomografie. So können wir uns ein noch besseres Bild des Ellbogens machen und strukturelle Verletzungen der Sehnen und Bänder darstellen beziehungsweise ausschliessen. Nach der Heilung sind Arbeit und Sport meist wieder schmerzlos möglich.

 

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