«So erhalten Sie den Durchblick»

Interview Jeanne Fürst und Danica Gröhlich, 27. Mai 2021

(Symbolbild: iStock)

Viele ältere Menschen leiden am grauen Star. Eine Kunstlinse sorgt wieder für klare Sicht. Worauf Sie achten müssen, sagt Augenarzt Pascal Imesch.

Herr Imesch, bekommen wir alle grauen Star?
Grauer Star, auch Katarakt genannt, ist eine Alterserscheinung, die wir alle früher oder später bekommen. Sie ist die häufigste Erkrankung, die zu einer Sehverschlechterung führt. Doch nicht alle empfinden dies als gleich störend und wollen ihre trübe Linse gleich ersetzen lassen. Der Name hat nichts mit dem Vogel zu tun. Im Mittelalter verloren viele Menschen ihr Augenlicht. Wegen ihres starren Blickes hiess jedes Augenleiden Star, wurde jedoch nach Farben unterteilt. Nur der graue und grüne Star blieben der deutschen Sprache erhalten. Beim grünen Star, der auch Glaukom heisst, gehen die Sehnervenzellen zugrunde, was unbehandelt langsam zur Erblindung führen kann.

Welche Kunstlinsen empfehlen Sie bei grauem Star?
Bei Kunstlinsen gibt es verschiedene Materialien und Eigenschaften. Sogenannte monofokale Linsen erlauben es, nur auf einer Distanz scharf zu sehen. Zum Lesen wäre somit weiterhin eine Brille nötig. Mit multifokalen Linsen ist dagegen das scharfe Sehen über mehrere Distanzen möglich. Eine neue Generation sind EDoF-Linsen mit einem erweiterten Schärfebereich. Um vor allem nachts den Kontrast zu verbessern, eignen sich asphärische Linsen. Bei allen Varianten gibt es auch torische Linsen, welche zugleich eine Hornhautverkrümmung korrigieren.

Pascal Imesch ist Facharzt für Augenkrankheiten und leitet den Eyeparc in Bern.

Worauf muss ich bei der Wahl der Linse achten?
Für Laien ist es tatsächlich schwierig, einen Überblick über die Linsenvielfalt zu bekommen. Ihr Augenarzt sollte sich deshalb genügend Zeit nehmen, Sie gut beraten und auf Ihre Sehbedürfnisse eingehen. Auch das Vertrauen in den Arzt, dass er Ihnen nicht die teuersten Speziallinsen verkaufen will, zählt.

Bezahlt die Krankenkasse nur die monofokale Standardlinse?
Grundsätzlich übernimmt die Krankenkasse nur das Heilen einer Krankheit. Hier also das Behandeln der Katarakt, indem eine klare die trübe Linse ersetzt. Möchte ich für den Komfort zusätzlich keine Lesebrille mehr benutzen, was im Alter normal wäre, muss ich die Differenz für die Speziallinse selbst berappen. Mit einer Offerte sehen Sie, ob es Ihnen das wert ist.

Was sind mögliche Komplikationen?
Bei allen Katarakt-Eingriffen besteht das normale Operationsrisiko. Selten kommt es zu Blutungen, einem Geweberiss oder Infektionen. Linsen, welche eine Hornhautverkrümmung korrigieren, sitzen zu Beginn manchmal nicht stabil. Zwei bis drei Wochen nach der Operation kann dies korrigiert werden. Beim Einsetzen einer neuen Linse bleibt die Hinterseite der Linsenkapsel zu. Sie kann aber vernarben und trüb werden. Dieser Nachstar ist abhängig vom Alter, von der Veranlagung sowie dem Linsenmodell. Der Laser verschafft hier wieder den klaren Durchblick.

 

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