«Beobachten Sie Ihre Haut»

Interview Jeanne Fürst und Danica Gröhlich, 15. April 2021

(Symbolbild: Pixabay)

Bei Hautkrebs denken viele an die schwarze Variante. Die Dermatologin Annett Härtel sagt, weshalb der weisse auf dem Vormarsch ist, wie man ihn erkennt und sich schützt.

Frau Härtel, ist weisser Hautkrebs wirklich weiss?
In der Tat ist der Name irreführend. Die Tumoren sind bräunlich, hellrot, hautfarben oder glasig. Sie treten meist an besonders lichtexponierten Stellen auf wie Gesicht, Nase, Stirn, unbehaarter Kopfhaut, Hals, Brustbereich und den Ohren. Deshalb sollte man seine Haut gut beobachten und auch mal fotografieren.

Wie entsteht weisser Hautkrebs?
Der häufigste weisse Hautkrebs ist das Basalzellkarzinom, früher Basaliom genannt. Besonders das langwellige UVA des Sonnenlichtspektrums dringt bis in die tiefen Hautschichten vor und schädigt Zellen, die für die Hautneubildung wichtig sind. Am zweithäufigsten ist das Plattenepithelkarzinom, früher auch als Spinaliom bezeichnet. Häufige Sonnenbestrahlung, besonders durch UVB, verändert Hautzellen, die für die Verhornung wichtig sind, die Keratinozyten. Dies führt zu übermässigem Zellwachstum. In etwa zehn Prozent der Fälle entsteht aus solchen aktinischen Keratosen innerhalb von zwei Jahren ein Plattenepithelkarzinom.

Was ist denn schwarzer Hautkrebs?
Das Melanom, also der schwarze Hautkrebs, ist der dritthäufigste Hautkrebs. Er kann sehr früh Metastasen bilden. Dank modernen Chemo- und Immuntherapien haben Betroffene heute aber sehr häufig sehr gute Überlebensprognosen.

Annett Härtel arbeitet als Dermatologin und ärztliche Leiterin für die Somamedica AG, Schweiz.

Wer ist besonders für die weisse Form gefährdet?
Die aktinische Keratose tritt häufiger bei Männern auf, weil sie öfters im Freien arbeiten. Heute entsteht sie schon vor dem 50. Lebensjahr. Gründe dafür sind ein verändertes Freizeitverhalten und Solarienbesuche. Seit den 1970er-Jahren hat sich die Zahl der Hautkrebspatienten verdreifacht. In der Pandemie haben viele ihre Kontrolltermine abgesagt. Nun stellen wir fortgeschrittenere Tumorstadien fest.

Was sollte man einer Hautärztin oder einem Hautarzt zeigen?
Alle neuen Hautveränderungen, die stark schuppen, warzenartig verhornen, sich rau anfühlen, Krater oder Knötchen bilden, leicht bluten und nach vier Wochen nicht abheilen. Meistens genügt eine Blickdiagnose der Hautärztin oder eine kleine Biopsie des Hautarztes. Kleine Tumoren können oftmals narbenfrei entfernt werden.

Wie sieht die Behandlung aus?
Nach der chirurgischen Entfernung behandeln wir oft auch die umgebende Haut grossflächig. Wer aber einmal Hautkrebs hatte, sollte sich täglich vor der Sonne schützen.

Was ist der beste Schutz?
Über Mittag sollte man die Sonne meiden und drinnen bleiben oder wenigstens den Schatten aufsuchen. Dann auch: Kleider, Sonnenhut und als Ergänzung Sonnenschutzmittel.

 

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