«Seilspringen stärkt die Knochen»

 Interview Jeanne Fürst und Danica Gröhlich, 11. März 2021

(Symbolbild: iStock)

Knochenschwund verursacht mit zunehmendem Alter eher Brüche. Der Hormonspezialist Christian Meier erklärt, warum Frauen besonders oft von Osteoporose betroffen sind.

Herr Meier, stärkt Bewegung unsere Knochen?
Neben einer kalzium- und proteinreichen Ernährung ist körperliche Aktivität wichtig in der Vorbeugung gegen Osteoporose. Körperliches Training stärkt die Knochenfestigkeit. Geeignet sind Belastungen am Skelett wie Seilspringen, Joggen oder zügiges Laufen, unterstützt durch regelmässiges Krafttraining.

Nehmen wir beim Essen genügend Kalzium auf?
Wir sollten täglich 1000 bis 1200 mg Kalzium übers Essen zu uns nehmen. Wer Milchprodukte nicht verträgt, kann auf kalziumreiches Mineralwasser ausweichen oder auf laktosefreie Produkte. Ihr Kalziumgehalt ist vergleichbar mit dem von Milchprodukten. Kalziumreich ist auch grünes Gemüse wie Brokkoli.

Wie spielen Kalzium und Vitamin D zusammen?
Vitamin D fördert im Darm die Aufnahme von Kalzium und unterstützt die Knochenmineralisierung. Besteht ein Vitamin- D-Mangel, dann ist ein Ersatz mit 800 bis 1000 IE täglich sinnvoll.

Warum leiden Frauen häufiger an Osteoporose?
Weil Frauen eine geringere Knochenmasse als Männer aufbauen. Und weil nach den Wechseljahren die Produktion des Hormons Östrogen abnimmt. Dieser Abfall führt dazu, dass Frauen in den ersten Jahren nach dem Beginn der Menopause beschleunigt Knochenmasse verlieren können: jährlich zwei bis drei Prozent.

Christian Meier arbeitet als Leitender Arzt für Endokrinologie am Unispital Basel und leitet die Praxis Endonet in Basel.

Sollten alle Frauen nach der Menopause ihre Knochendichte messen?
Ich würde es nur denjenigen mit erhöhtem Risiko für Knochenbrüche empfehlen. Etwa Frauen, die schon Brüche ohne Unfall erlitten haben, die zu früh in die Menopause gekommen sind oder deren Mütter bereits einen Oberschenkelhalsbruch erlitten. Gefährdet sind auch Personen, die unter der Glutenunverträglichkeit Zöliakie leiden oder Kortison einnehmen. Zudem sind Nikotin- und Alkoholkonsum Risikofaktoren.

Welche Therapien gibt es?
Nicht alle mit Osteoporose brauchen eine medikamentöse Behandlung. Zunächst gilt es vorzubeugen: Ältere Personen haben meist einen Vitamin-D-Mangel, weshalb eine Ersatztherapie notwendig ist. Antiresorptiv wirkende Medikamente, die auch bei Männern eingesetzt werden, hemmen Knochen abbauende Zellen: die Osteoklasten. Bei fortgeschrittener Osteoporose

oder bei einem hohen Knochenbruchrisiko kommen den Knochenaufbau fördernde Medikamente zum Einsatz.

Was empfehlen Sie, um Stürzen vorzubeugen?
Stürze zu vermeiden, ist eine Bruchverhinderung. Für die ältere Bevölkerung ist das Gleichgewichtstraining daher sehr wichtig, zum Beispiel zu Hause mit Turnübungen, Tai-Chi oder Tanzen, das zusätzlich Freude bereitet.

 

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