«Mediterranes Essen tut der Leber gut»

 Interview Jeanne Fürst und Danica Gröhlich, 3. Dezember 2020

Symbolbild (pixabay)

Viele Menschen leiden unter einer Fettleber und wissen es nicht. Wie wir diese Erkrankung erkennen und ver­meiden können, sagt die Hepato­login Christine Bernsmeier.

Frau Bernsmeier, was ist eine Fettleber?
Wir sprechen von einer Fettleber, wenn mehr als 5 Prozent der Leberzellen verfettet sind. Die Leber speichert als natürliche Funktion überschüssige Energien in Form von Fett. In Zeiten des Überflusses wird dieser Speicher nicht verbraucht, sondern lagert sich ab. Die Fettleber gilt als Wohlstandserkrankung, von der insbesondere Übergewichtige betroffen sind und Menschen, die regelmässig Alkohol trinken. Nur aufgrund der Patientenbefragung können wir eine nicht alkoholische von einer alkoholischen Fettleber unterscheiden.

Entwickelt sich die Fettleber zur Volkskrankheit?
Etwa ein Viertel der Bevölkerung hat bereits eine Fettleber. In Risikogruppen wie beim metabolischen Syndrom mit Bluthochdruck ist der Anteil noch höher, bei Diabetikern sind es sogar 65 Prozent. Eine Fettleber kann bereits bei übergewichtigen Kindern auftreten.

Merken Betroffene, dass mit ihrer Leber etwas nicht stimmt?
Eine Fettleber an sich verursacht keine Beschwerden. Allerdings kann es in der Folge zu einer Hepatitis, also einer Entzündung, oder zur Fibrose kommen, einer Vernarbung. Eine fortgeschrittene Leberzirrhose zeitigt Wasser im Bauch oder Gelbsucht, was das Umfeld meist zuerst an gelb verfärbten Augen und einer gelben Gesichtshaut sieht. Auch Leberkrebs ist möglich oder das Versagen des Organs.

PD Dr. med. Christine Bernsmeier, Oberärztin Hepatologie, Clarunis – Universitäres Bauchzentrum Basel

Ist eine Fettleber behandelbar?
Eine Fettleber lässt sich mit einer Gewichtsreduktion durch Sport und Ernährung in vielen Fällen heilen. Allerdings nur, wenn nicht bereits eine schwere Vernarbung vorliegt. Medikamente sind keine zugelassen, manche Diabetes-Medikamente können aber den Fettstoffwechsel verbessern. Im Endstadium ist eine Lebertransplantation der einzige Ausweg. Deshalb ist es wichtig, eine Fettleber möglichst früh mittels Blutwerten und eines Ultraschalls zu erkennen.

Wie lässt sich einer Fettleber vorbeugen?
Ich rate zu einer ausgewogenen Ernährung wie bei der mediterranen Diät mit wenig Fleisch, viel Gemüse und Früchten sowie ungesättigten Fetten, etwa Olivenöl. Trinken Sie wenig Süssgetränke, stattdessen Wasser oder ungesüssten Tee. Machen Sie mindestens 4000 Schritte am Tag. Bewegen Sie sich drei Stunden pro Woche aktiv mit Sport oder körperlicher Arbeit.

Wie viel Alkohol verträgt die Leber?
Früher wurde Männern geraten, weniger als 30 Gramm reinen Alkohol am Tag zu trinken, also höchstens drei Deziliter Wein, und Frauen 20 Gramm. Heute weiss man, dass diese Werte zu hoch sind. Besser wäre es, möglichst wenig Alkohol zu trinken, und vor allem nicht täglich.

 

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