«Sekundenschnell und schmerzlos»

 Interview Jeanne Fürst und Danica Gröhlich, 5. November 2020

(iStock)

Schwierigkeiten beim Wasserlassen können bei Männern auf eine Vergrösserung der Prostata hinweisen. Wie eine Untersuchung abläuft, sagt der Urologe Malte Rieken.

Herr Rieken, was sind die Anzeichen einer vergrösserten Prostata?
Eine gutartige Prostata-Vergrösserung zeigt sich durch Schwierigkeiten beim Wasserlassen. Die Prostata umschliesst die Harnröhre unterhalb der Blase. Die betroffenen Männer müssen beim Wasserlassen pressen und haben einen schwachen Strahl. Dazu kommt das Gefühl, dass die Blase nicht entleert ist. Auch nächtlicher sowie rasch einsetzender Harndrang sind typisch. Potenzstörungen sind übrigens kein Anzeichen.

Ab wann wird die Prostata für Männer zum Thema?
Üblicherweise beginnen die Beschwerden ab dem 50. Lebensjahr. Laut einer US-Studie steigt die Anzahl bei den 60- bis 69-Jährigen auf über 35 Prozent. Bei den 80-Jährigen sind es rund 70 Prozent.

Ist eine Prostata-Untersuchung schmerzhaft?
Die meisten Männer sind überrascht, wie schmerzlos der Termin beim Urologen ist. Zuerst unterhalten wir uns, um die Beschwerden einzugrenzen. Dann machen wir einen Urintest sowie einen Ultraschall, um zu sehen, wie viel Harn in der Blase bleibt. Die Tastuntersuchung der Prostata dauert wenige Sekunden: Der Urologe tastet die Prostata vorsichtig vom After aus ab.

Malte Rieken, Facharzt für Urologie, Praxis Alta Uro AG, Basel, sowie Merian-Iselin-Klinik, Basel

Was sind die Gründe für eine Vergrösserung?
Es ist weiterhin nicht abschliessend geklärt, weshalb die gutartige Vergrösserung entsteht. Mögliche Auslöser sind Sexualhormone sowie Alterungsprozesse. Wichtig: Prostatakrebs macht nur selten Beschwerden beim Wasserlassen.

Was können Männer selber machen, um die Beschwerden einzudämmen?
Damit man nachts nicht aufs WC gehen muss, kann die Trinkmenge abends reduziert werden. Auch kohlensäurehaltige Getränke oder Kaffee können zu vermehrtem Harnreiz führen.

Muss ein Mann mit Prostata-Vergrösserung immer unters Messer?
Nein, nur Männer mit Vergrösserung und Beschwerden benötigen eine Behandlung. Wir haben verschiedene Medikamente, die auf die Blase oder die Prostata wirken. Bei einer Operation entfernen wir das vergrösserte Gewebe, damit die Blase wieder ungehindert entleert werden kann. Hierzu stehen uns heutzutage verschiedene Methoden zur Verfügung, sodass wir jeweils die für den Patienten optimale Technik wählen können.

Hat eine Operation Impotenz zur Folge?
Nach einer Operation haben weniger als zehn Prozent der Männer eine Potenzstörung. Das Risiko ist bei den Männern höher, die vorher schon Probleme hatten. Die Operationstechniken haben sich aber in den letzten Jahren weiterentwickelt.

 

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